2 ZUR GESCHICHTE DES TEMPELHOFER FELDES UND DES FLUGHAFENS TEMPELHOF
Um die historische Bedeutung des Tempelhofer
Feldes und des Flughafens Tempelhof als zeitgeschichtliche, luftfahrthistorische
und sozialgeschichtliche Dokumente deutlich zu machen, wird deren
Geschichte im folgenden dargestellt.
2.1 Das Tempelhofer Feld als Exerzierfeld und Erholungsort
Zunächst wurde das Tempelhofer Feld, das
vor den Toren Berlins lag, rein agrarisch als Ackerland genutzt.
Im 18. Jahrhundert fungierte es unter dem Soldatenkönig Friedrich
Wilhelm I. als Exerzier- und Paradeplatz für das Militär
(Abb. 1).
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Abb.1: Kaiser Wilhelm I. bei einer Siegerparade
auf dem Tempelhofer Feld nach dem Deutsch-Französischen Krieg
1870/71.
Neben der militärischen Nutzung erlangte
das Tempelhofer Feld gleichzeitig auch im Bereich der Freizeitkultur
als Ort der Erholung, des Amüsements und der Freizeitgestaltung
Bedeutung. Es war ein beliebtes Wochenendziel und Naherholungsgebiet
der Berliner und fester Bestandteil ihrer Freizeitgestaltung.
Am Wochenende und feiertags, sobald das Militär den Platz
räumte, strömten die Berliner zu Tausenden von Berlin
nach Tempelhof, um dort ihre Freizeit zu verbringen. Ganze Familien
kamen mit Freßkörben, Liegestühlen und Sonnenschirmen
hierher, um zu picknicken (Abb. 2 und 3).
Abb.2: Sonntagnachmittag auf dem Tempelhofer
Feld, um 1890
Abb.3: Hans Baluschek, Sonntag auf dem
Tempelhofer Feld
Man spielte mit seinen Freunden und Bekannten
Cricket, Tennis oder Fußball auf dem Rasen (Abb. 4 und 5).
Abb.4: Hans Baluschek, Auf dem Tempelhofer
Feld, 1910
Abb. 5: Cricketspiel auf dem Tempelhofer
Feld, Ende der neunziger Jahre
Auch im Winter wurde das Tempelhofer Feld eifrig
frequentiert, dann standen Schlittschuhlaufen und Schlittenfahrten
hoch im Kurs. Rund um das Tempelhofer Feld ergänzten weitere Einrichtungen die
Freizeitaktivitäten und trugen zur Attraktivität des
Tempelhofer Feldes bei. So kamen mit der Zeit Sportplätze
und Stadien hinzu. Im Norden gab es fest angelegte Tennisplätze,
eine Schlittschuhbahn und einen Minigolfplatz.
1830 entstand eine Pferderennbahn. Seit 1893
wurde Radsport betrieben und 1926 eigens eine Radrennbahn, die
sogenannte Rüttarena, gebaut, die 1931 bei einem Brand zerstört
wurde. Alternativen zu sportlichen Veranstaltungen und Betätigungen
boten die Rummelplätze in der näheren Umgebung, wie
z.B. der Fortuna-Park an der Dudenstraße, der ganzjährig
geöffnet hatte, oder die Zirkusse, die zeitweise am Tempelhofer
Feld gastierten. Oder man ließ sich in einem der Gartenlokale
und Restaurationen nieder, ging tanzen oder amüsierte sich
beim Besuch einer Theatervorstellung. Auch der Volkspark "Hasenheide"
mit seinen Amüsierbetrieben, Gaststätten, Theatern,
Eislauf- und Rollschuhflächen bereicherte das Angebot zusätzlich.
Neben diesen Freizeitangeboten fanden auf dem
Tempelhofer Feld auch öffentlich-politische Veranstaltungen
statt, wie bspw. der Kaisermarsch, die jährlich stattfindende
Militärparade zu Kaisers Geburtstag oder die Maikundgebungen.
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2.2 Die Anfänge des Fliegens auf dem Tempelhofer Feld
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts erhöhte
eine weitere Attraktion die Anziehungskraft des Tempelhofer Feldes,
die ihm in der Geschichte der Luftfahrt eine besondere Bedeutung
zuweist. Von hier aus wurden die ersten Flugversuche unternommen
und Flugschauen gezeigt, die volksfestartigen Charakter hatten.
Bereits Ende des 19. Jahrhunderts war der Deutsche Verein zur
Förderung der Luftschiffahrt in Berlin-Charlottenburg gegründet
worden. In Tempelhof befand sich die militärische Luftschifferabteilung,
die mit Luftschiffen ausgerüstet ihren Dienst versah. Im
August 1909 startete der erste Zeppelin in Richtung Berlin und
landete in Jungfernheide, wo die Tempelhofer Luftschiffer seit
1900 stationiert waren.
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Einer der Pioniere der Luftfahrt, der Amerikaner
Orville Wright, befand sich im August 1909 für eine mehrwöchige
Flugschau in Berlin, um in Deutschland Flugzeuge populär
zu machen und auf den Markt zu bringen (Abb. 6). Zunächst
gelangen ihm nur Flüge von einer Minute Dauer, doch am 17.
September erreichte er eine Flugzeit von einer Stunde und flog
über den Weltrekord von 160 Metern Höhe.
Abb.6: Flugschau auf dem Tempelhofer Feld
Diese Erfolge ließen die Forderung nach
einem Flugplatz laut werden, was noch im gleichen Jahr zur Gründung
der Deutschen Flugplatz GmbH führte. Als Standort für
den Flugplatz wurde ein Gelände im Südosten Berlins
zwischen Johannisthal und Adlershof ausgewählt. Am 6. Februar
1919 wurde dort Deutschlands modernster Flughafen für zivilen
Flugverkehr auf der Strecke zwischen Berlin und Weimar, dem Tagungsort
der Nationalversammlung, in Betrieb genommen. Als Transportmittel
fungierten umgebaute Militärflugzeuge. Bis 1923 wurden in
Deutschland über 30 Luftverkehrsgesellschaften gegründet.
Auf Dauer erwiesen sich jedoch der Flughafen Johannisthal sowie
der Zeppelinflugplatz in Staaken für damalige Verhältnisse
als ungünstig, was ihre Verkehrslage anbetraf. Johannisthal
lag 12 Kilometer, Staaken 24 Kilometer von der Stadtmitte entfernt,
so daß man nach einer zentraleren Lage suchte und das Tempelhofer
Feld ins Auge faßte.
2.3 Der erste Tempelhofer Flughafen
Mit den ersten Arbeiten am zukünftigen
Flugplatz wurde 1922 begonnen. Zunächst wurde der ehemalige
Exerzierplatz eingeebnet und befestigt, dann wurden zwei Flugzeughallen
mit je 1000 m² Grundfläche sowie eine Holzbaracke für
die Abfertigung der Fluggäste und als Verwaltungsgebäude
mit einer Fläche von nur rund 200 m² gebaut, in dem
der Abfertigungsschalter, der Aufenthaltsraum, die Polizei-flugwache,
die Wetterwarte und ein Sanitätsraum untergebracht waren.
Am 8. Oktober 1923 wurde der Flughafen in Betrieb genommen und
mit ihm eine weitere von Berlin ausgehende Flugverbindung nach
Königsberg.
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Im ersten Jahr seines Bestehens hatte der Flughafen
ein Passagieraufkommen von 150 Personen bei 100 Starts und Landungen
und einen Frachttransport von 13.000 kg, für damalige Verhältnisse
ein "Massenbetrieb". Man sprach sich für den weiteren
Ausbau des Flughafens aus, zu dessen Zweck am 19. Mai 1924 die
Berliner Flughafen GmbH gegründet wurde, die bis heute existiert.
Ihr sollte nach erfolgtem Ausbau die Zuständigkeit für
den Betrieb des Flughafens und anderer Flugverkehrseinrichtungen
zufallen.
Tempelhof nahm weiter eine rasante Entwicklung
und wurde Drehscheibe der europäischen Handelsluftfahrt.
Die Fortentwicklung in der Luftfahrt, wie der Aufbau des deutschen
und internationalen Luftverkehrs, Innovationen im Flugzeugbau
und die Verbesserung der Flugsicherung, die einen Nacht- und Allwetterflugbetrieb
möglich machte, führten auch in Tempelhof zu Neuerungen.
Massive Hallen und Gebäude wurden errichtet, das Rollfeld
vergrößert, in den Jahren 1924 und 1925 entstanden
drei große Flugzeughallen mit großen Werkstätten
nach Plänen der Architekten Paul Mahlberg und Heinrich Kosina
(Abb.7).
Abb.7: Flughafen Tempelhof, 1925
Die verbleibenden Flächen des Tempelhofer
Feldes wurden als Volkspark und als Sportflächen und Gartenkolonien
genutzt, die bis 1934 bestanden haben (Abb.8).
Abb.8: Plan Volkspark Tempelhof, 1930
1925 wurde ein Wettbewerb zum Ausbau des Flughafens
ausgelobt, an dem sich 71 Architekten beteiligten und aus dem
Paul und Klaus Engeler als Sieger hervorgingen (Abb. 9).
Abb.9: Ausbauplan für den Flughafen
Tempelhof
Bis 1927 wurden zwei weitere Flugzeughallen
erbaut, ein funktionales Abfertigungs- und Verwaltungsgebäude,
100.000 m² betoniertes Vorfeld, Funkstation, und Einrichtungen
für Nachtflugbetrieb errichtet, so daß das gesamte
Flughafengelände eine Ausdehnung von 1,5 km² erreichte.
Neben dem regulären Flugverkehr bot der
Flughafen Tempelhof auch andere Attraktionen, so fanden bspw.
Flugvorführungen statt (Abb. 10) und vom Restaurant aus konnte
man Starts und Landungen der Flugzeuge beobachten (Abb.11).
Abb. 10: Flugschau 1931
Abb. 11: Restaurant auf dem Flughafen
Tempelhof, 1930.
Aber nicht nur Luftverkehr mit Flugzeugen wurde
hier betrieben, auch Zeppeline starteten und landeten hier (Abb.12).
Abb. 12: Das Luftschiff "Graf Zeppelin"
auf dem Zentralflughafen Berlin
In den 30er Jahren nahm Tempelhof unter den
Flughäfen in Europa die Spitzenposition vor London, Paris
und Amsterdam ein und erreichte die Grenze seiner technischen
Möglichkeiten. 1934 wurde eine Neuplanung im Sinne einer
großzügigen Erweiterung zum Zentralflughafen unter
Einbeziehung neuer Erkenntnisse des Flughafenbaues angestrebt.
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2.4 Der Flughafen Tempelhof nach dem Entwurf von Ernst Sagebiel
Mit der Planung beauftragt wurde Ernst Sagebiel,
der sich mit dem Bau des Reichsluftfahrtministeriums einen Namen
gemacht hatte. Bis 1933 arbeitete er als Büroleiter bei Erich
Mendelssohn und war somit der sachlich-modernen Architektur der
30er Jahre verpflichtet. Mit dem Entwurf Ernst Sagebiels entschied
man sich für die Verwendung des gesamten Tempelhofer Feldes
unter Einbeziehung der Sport- und Gartenflächen als Flughafen.
Sein Entwurf sah die Bebauung der nordwestlichen Ecke des Geländes
mit einem riesigen Komplex von 49 Einzelbauten vor. Sagebiels
Entwurf bot eine interessante städtebauliche Lösung
(Abb.13): das Rollfeld hat eine fast elliptische Form und paßt
sich so genau der umgebenden Bebauung ein.
Abb.13: Zentralflughafen Tempelhof und
alter Flughafen Tempelhof
Der Scheitel des Rollfeldes wurde von einer
konkaven Bebauung, dem Flughafengebäude (Abb. 14), umschlossen,
das sich in drei Großformen gliedert: das halbkreisförmige
Verwaltungsgebäude, die zentrale Abfertigungshalle und die
gebogene Flugsteighalle.
Abb. 14: Das Flughafengebäude
Der Bogen beinhaltet den 380 m langen und 49
Meter tiefen, überdachten Flugsteig und an den Enden sieben
Flugzeug- und Werkstatthallen, die gesamte Länge der Front
betrug 1.230 Meter. Zur Stadtseite hin gruppieren sich Flügelbauten
um einen rechtwinkligen Gebäudekomplex, dessen Herzstück
die Abfertigungs- und Empfangshalle darstellt. Vor dieser befindet
sich ein großer nach Nordwesten offener Hof. Die Seitenflügel
selbst schließen an die Randbebauung eines runden Platzes
in der Kreuzung der zum Rollfeld tangentialen Straße an.
Sagebiel versuchte mit seiner Konzeption des Flughafengebäudes,
die zeitgenössischen Ansprüche ans Monumentale und die
städtebaulichen Vorstellungen der Neugestaltung der Reichshauptstadt
zu realisieren sowie der künftigen Entwicklung der Luftfahrt
Rechnung zu tragen. Ihm ist deutlich der Einfluß nationalsozialistischen
Stilempfindens anzumerken, gepaart jedoch mit Zügen der modernen
Architektur der frühen 30er Jahre, die sich der Sachlichkeit
verpflichtete. Deutlich wird dies bspw. in der Konstruktion der
Kragarme für die Flugsteig- und Wartungshallen, sie reichen
40 Meter über das Flugfeld und 9 Meter über den Flugsteig.
Gerade dieser Gegensatz von nationalsozialistischem Pathos, wie
die Front der Eingangshalle es zeigt, und den baukonstruktiven
Innovationen macht die Besonderheit des Gebäudes, seine Denkmalwürdigkeit
aus.
Die gesamte Anlage ist an einer Achse orientiert,
die über die Ellipse des Rollfeldes, die zentrale Haupthalle,
den Vorhof und den runden Platz führt und den Flughafen symmetrisch
teilt. Sie sollte durch eine architektonisch gestaltete Parkanlage
bis hin zum Kreuzbergdenkmal fortgesetzt werden.
Der gesamte Flughafen war auf das dreißigfache
seines tatsächlichen Bedarfs ausgelegt und stellte hinsichtlich
der Erschließung und inneren Organisation die großzügigste
und modernste Anlage seiner Zeit in Europa dar. Sagebiel trennte
Besucherebene, Passagierebene und die Frachtebene voneinander,
ein Eisenbahntunnel reichte bis unter die Abfertigungshalle heran,
um Schienen- und Flugverkehr miteinander zu verbinden. Zudem sollte
das Flughafenareal nicht allein für Flugverkehr genutzt werden
können, sondern auch zur Abhaltung von Flugtagen und den
jährlich stattfindenden Reichsflugtagen. Dazu waren auf dem
Dach des Flugsteiges riesige Tribünen vorgesehen. Der Flughafen
insgesamt hatte eine Fläche von ca. 4 km², wovon 147.500
m² überbaut waren. Das befestigte Hallenvorfeld nahm
671.400 m² ein.
Die Fertigstellung des Flughafens war für
1939 geplant, doch machte der 2. Weltkrieg dies unmöglich,
der Bau wurde 1942 eingestellt, währenddessen seine Gebäude
teilweise zu Kriegszwecken genutzt wurden, der Flugverkehr wurde
in dieser Zeit auf dem alten Flughafen von 1923 abgewickelt (vgl.
Abb. 13).
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2.5 Der Flughafen Tempelhof nach dem 2. Weltkrieg
Am 28./29. April 1945 wurde der Flughafen von
russischen Truppen besetzt, die Anfang Juli den Amerikanern das
Feld räumten. Tempelhof wurde völlig für die militärischen
Zwecke der US Air Force beschlagnahmt. Nach dem Ende des 2. Weltkrieges
führte die Berliner Flughafen Gesellschaft unter der Leitung
von Werner Loebermann ihre Geschäfte fort, die Amerikaner
beseitigten allmählich die kriegsbedingten Schäden,
ziviler Luftverkehr fand jedoch nicht statt, sondern lediglich
militärischer durch die Alliierten. Erst in der Zeit der
Blockade West-Berlins ab dem 24. Juni 1948 durch die Russen erhielt
der Flughafen eine andere Bedeutung und erlebte seine Sternstunde,
als 1948 die Luftbrücke zwischen Frankfurt am Main und Berlin
installiert wurde, um die Versorgung West-Berlins mit Lebensmitteln
und Konsumgütern zu bewerkstelligen.
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Bis zur Aufhebung der
Blockade am 12. Mai 1949 startete und landete alle zwei Minuten
ein Flugzeug in Tempelhof (Abb.15), insgesamt 277.728 Flüge,
die 2.110.298 t Güter transportierten. Für diesen Zweck
war der Flughafen eigens mit neuen Bauten ausgestattet worden,
um die Kapazität und Effektivität noch zu erhöhen.
Dazu gehörten Entladeeinrichtungen, Wartungsanlagen, moderne
Flugsicherungsanlagen und neue Rollbahnen.
Abb.15: Flughafen Berlin-Tempelhof im
September 1948: viermotorige C-54 Skymaster der USAF in der Abfertigungsschlange
1950 wurde Tempelhof teilweise vom amerikanischen
Hohen Kommissar zur zivilen Nutzung freigegeben, die praktische
Durchführung oblag der Berliner Flughafen Gesellschaft, die
zunächst einen Umbau der bestehenden Anlage vornahm, einen
neuen Abfertigungsbereich errichtete und den Haupteingang neben
den Hallenkomplex am Tempelhofer Damm verlegte. Die nur 269 m²
große Empfangshalle beinhaltete alle notwendigen Einrichtungen.
Der 1936 begonnene Flughafen wurde am 9. Juli 1951 partiell seiner
ursprünglich zugedachten Bestimmung, dem zivilen Flugverkehr,
übergeben. Desweiteren wurden seine Räumlichkeiten als
Büroflächen, Lagerhallen etc. genutzt, die US Air Force
war dort ebenso untergebracht wie die Radarüberwachung des
gesamten Berliner Luftraumes mit Kontrollstation.
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Der Flughafen
verfügte über insgesamt 2.000 m² Abfertigungsfläche.
Die an die Abfertigungshalle anschließende Flugzeughalle
wurde wiederhergestellt und zum Fracht- und Posthof ausgebaut.
Zwei weitere Hallen als Werft für die drei Fluggesellschaften
Pan Am, British European Airways und Air France, fünf Bürobauteile
für Luftverkehr und öffentliche Verwaltung, Flugrestaurant
und Hotel kamen hinzu. Von den insgesamt 49 Bauteilen waren 17
für die deutsche Verwaltung, fünf Bauteile für
die militärische Nutzung durch die Amerikaner bestimmt.
Ende der 50er Jahre war die Kapazitätsgrenze
erreicht, der Flugverkehr nicht mehr zu bewältigen, so daß
es 1959 zu Verhandlungen mit den Amerikanern kam, die die militärisch
genutzten Bauteile für zivile Luftfahrt freigaben, v.a. das
große Abfertigungsgebäude mit den Anschlußbauteilen
und dem Vorplatz. Die Berliner Flughafen Gesellschaft überwachte
und koordinierte die Instandsetzungs- und Ausbauarbeiten, die
drei Jahre Zeit in Anspruch nahmen. Vor allem die kriegsbedingten
Schäden in der Abfertigungshalle mußten behoben werden.
Am 2. Juni 1962 erfolgte die Inbetriebnahme des umgebauten Flughafens,
der ein tägliches Fluggastaufkommen von 10.000 Personen bewältigen
konnte. Seine Zeit als "Tor zum Westen" begann.
1966 setzte der Charter- und Pauschalreiseverkehr
ein, der die Fluggastzahlen 1967 auf 3,5 Mio. ansteigen ließ;
das bedeutete gleichzeitig einen Anstieg der Schadstoffemissionen
und des Fluglärms, so daß von einer weiteren Betreibung
des Tempelhofer Flughafens Abstand und der Ausbau des Flughafens
Tegel in Angriff genommen wurde. Ab dem Sommer 1968 wurde der
gesamte Charter- und Pauschalreiseverkehr über Tegel abgewickelt,
dessen Abfertigungshallen 1975 fertiggestellt wurden; Tempelhof
blieb dem innerdeutschen Flugverkehr und der militärischen
Nutzung durch die Amerikaner vorbehalten, wodurch die Lärmbelästigung
und der Emissionenausstoß verringert werden konnten.
2.6 Der Flughafen Tempelhof heute (bis 30.10.2008)
Mitte der 80er Jahre wurde jedoch der zivile
Luftverkehr von Tempelhof wieder verstärkt; er hat seit der
Wiedervereinigung und nach dem Abzug der Alliierten erheblich
zugenommen. Im Zusammenhang mit der Schaffung eines Großflughafens
im Süden Berlins, sei es nun als Ausbau des bestehenden Flughafens
Schönefeld oder als Neubau in Sperenberg, wird die Schließung
Tempelhofs immer wahrscheinlicher, wünschenswert ist sie
aufgrund des Sicherheitsrisikos für die Bevölkerung,
der Lärmbelästigung und der gesundheitlichen Gefährdung
ohnehin.
Satellitenbild (Google Maps)
2.7 Das Entwurfsgebiet
Das Tempelhofer Feld samt Flughafenanlage nimmt
eine Fläche von 450 ha ein. Die Flughafenanlage trägt
im wesentlichen die Züge des Entwurfs von Ernst Sagebiel
aus dem Jahre 1934 und besteht aus dem die Anlage dominierenden,
bogenförmigen Flughafengebäude mit Flugsteig und Vorfeld,
dem von der elliptischen Rollbahn umschlossenen Flugfeld, den
befestigten Startköpfen und den beiden west-östlich
verlaufenden Start- und Landebahnen. Das Flughafengebäude
von Ernst Sagebiel ist für einen weiten Bereich um das Tempelhofer
Feld städtebaulich bestimmend. Die Eingangsseite bildet einen
Halbkreis, der den Platz der Luftbrücke bildet. Die zum Flugfeld
gerichtete Seite mit dem überdachten Flugsteig und den Flugzeughallen
umschließt mit seinem Kreissegment den oberen Teil des ovalen
Flugfeldes. Die nach dem Krieg hinzugefügten asphaltierten
Startbahnen durchdringen das Flugfeld in Ost - West - Richtung,
wobei die neu angelegten Rollwege Teile der alten ovalen Rollweganlage
überlagern. Das Tempelhofer Feld selbst liegt nur fünf
Kilometer vom Alexanderplatz entfernt im Bezirk Tempelhof. Im
Norden grenzt Kreuzberg an, im Osten Neukölln. Im Osten des
Flugfeldes liegt das Quartier Schillerpromenade. Es entstand zu
Beginn des Jahrhunderts als Reformsiedlung. Wohnblöcke ohne
Hofbebauung wurden in den 20er Jahren von Bruno Taut direkt am
Flugfeld errichtet. Das Quartier Schillerpromenade ist heute erneuerungsbedürftig,
die Wohnqualität ist außerdem durch den Fluglärm
stark beeinträchtigt.
Westlich des Tempelhofer Dammes liegt die Gartenstadt
Neu-Tempelhof, die nach dem 1. Weltkrieg gebaut wurde. In mehreren
Abschnitten entstand seit 1920 auf einem Straßenmuster,
das 1911 festgelegt worden war und von dem noch die Wohnhäuser
an der Ecke Dudenstraße/Tempelhofer Damm zeugen, die niedriggeschossig
bebaute Gartenstadt, die sich entlang eines inneren Parkgürtels
orientiert.
Weniger homogen sind die im Norden und Süden
anschließenden Quartiere. Der Platz der Luftbrücke
im Norden wird begrenzt durch Verwaltungsgebäude. Wohnhäuser
Bruno Möhrings aus der Zeit vor dem 1. Weltkrieg finden sich
ebenso wie neue Bebauungen und eingestreute Gewerbenutzungen.
Im Norden des Tempelhofer Feldes schließen sich ein Polizeigelände
und der Volkspark Hasenheide an. Südlich liegen die Stadtautobahn
sowie Industriebauten der Jahrhundertwende und Kleingärten
entlang der S-Bahntrasse, die das Flugfeld begrenzt. Die S-Bahn
im Süden sowie die U-Bahn im Westen bindet die Fläche
gut an den Schienenverkehr des ÖPNV an. Auch die U-Bahnlinie
8 im Osten sorgt für eine gute Anbindung. Entlang des Columbiadammes
führt eine Buslinie. Für den Autoverkehr dagegen ist
ein Zugang bisher nur vom Tempelhofer Damm im Westen und dem Columbiadamm
im Norden möglich.
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