3 DIE GESCHICHTE DER ZEPPELINE
3.1 Vom Heißluftballon zu den ersten Luftschiffentwürfen
Am 5. Juni 1783 stieg der erste unbemannte
Heißluftballon in Annonay auf. Gebaut hatten ihn die Brüder
Joseph-Michel und Etienne-Jacques Montgolfiere. Er legte eine
Strecke von 22 Kilometern zurück und erreichte ein Höhe
von 2.000 Metern.
9
Die Geschichte der Luftschiffe begann.
Der französische Professor Alexandre Cesar
Charles verwendete 1783 als erster zur Füllung des Ballons
Wasserstoff, der 1766 von dem englischen Chemiker Henry Cavendish
entdeckt worden war. Er ist 14,5 mal leichter als Luft und ermöglichte
damit einen verbesserten Auftrieb.
10
Der erste Flug mit Besatzung
fand am 19. September 1783 im Beisein Ludwig des XVI. in Versailles
statt. An Bord befanden sich ein Schaf, ein Huhn und eine Ente.
11
Am 22. November 1783 fand der erste bemannte Flug mit Professor
Charles an Bord statt (Abb. 14).
12
Abb. 16: Professor Charles an Bord seines
mit Wasserstoff gefüllten Ballons
Am 1. Dezember startete erstmals ein Ballon
zu wissenschaftlichen Zwecken, an Bord hatte er Thermometer und
Barometer.
13
Das größte Problem, mit dem die
Konstrukteure und Fahrer zu kämpfen hatten, waren die fehlende
Lenkbarkeit und Eigengeschwindigkeit ihrer Gefährte. Die
bisherigen Luftfahrzeuge waren reine Freiballone, die, was ihre
Flugrichtung anbelangte, dem Wind ausgeliefert waren.
14
3.2 Die ersten experimentellen Luftschiffe des 19. Jahrhunderts
1851 kam es zu einem Lösungsansatz, als
von dem französischen Ingenieur Henri Griffard die Dampfmaschine
als Antriebsmöglichkeit ins Spiel gebracht wurde, was er
sich patentieren ließ. Er führte die typische Form
in den Luftschiffbau ein, indem er einen spindelförmigen
Ballon baute. Am 24. September 1852 gelang ihm der erste Aufstieg
bis in 1.800 Meter Höhe, wobei bereits geringe Richtungsänderungen
möglich waren.
15
Mit der Erfindung des Gasmotors 1860 durch
Jean-Etienne Lenoir wurde ein weiterer Fortschritt erreicht. 1865
ließ sich der Mainzer Ingenieur Paul Haenlein den Gasmotor
für den Luftschiffeinsatz patentieren.
16
Bis zu diesem Zeitpunkt hatten Luftgefährte
schon unterschiedlichste Einsätze absolviert. 1858 hatte
der Fotograf Nadar Luftaufnahmen gefertigt, 1861 bis 1865 wurden
im amerikanischen Bürgerkrieg Luftschiffe zu Beobachtungszwecken
eingesetzt. Während der Belagerung von Paris durch die Deutschen
1870/71 wurden Verbindungen ins Umland und der Transport von Informationen
und Personen mit Luftfahrzeugen bewältigt.
17
Am 9. August 1884 gelang zum ersten Mal einem
Luftschiff, der "La France" von Charles Renard, die
Rückkehr an seinen Ausgangsort. Es wurde mit einem Elektromotor
von 8,5 PS angetrieben, flog 23 Minuten und 7,6 Kilometer und
erreichte eine Höhe von 300 Metern.
18
Die Erfindung des Viertaktmotors durch Otto
1876 und die Erfindung des Benzinmotors durch Daimler 1883 brachten
einen entscheidenden Durchbruch bei der Lenkfähigkeit der
Luftschiffe.
19
Die bisher gebauten Luftschiffe gehörten
zur Klasse der Pralluftschiffe. Die Hülle bestand aus Stoff
und wurde mit einem Netz überzogen, an dem die Gondel befestigt
war. 1895/96 entwickelte David Schwarz in Berlin dagegen ein Luftschiff,
das einerseits einen Rahmen aus Gitterträgern als Gerüst
hatte und zum anderen mit Aluminiumblech beplankt war, das eine
Dicke von 0,18 bis 0,20 mm aufwies. Im Inneren war die Hülle
in 13 Kammern aufgeteilt. Auch die Form unterschied sich von dem
bisher Dagewesenen, es lief vorne spitz zu, einem Bleistift ähnlich
(Abb. 17).
20
Abb. 17: Das Aluminiumluftschiff von
David Schwarz
Das Zutrauen in das neue Vehikel und das Interesse
daran führten zur Auslobung des sogenannten Deutsch-Preises,
der von dem Industriellen Henri Deutsch de la Meurthe mit einem
Wert von 100.000 Franken gestiftet war für denjenigen, dem
es gelingen sollte, von St. Cloud aus den Eiffelturm zu umrunden
und innerhalb von 30 Minuten wieder am Startplatz zu sein.
21
Einer
der Konkurrenten um den Deutsch-Preis war der in Paris lebende
Brasilianer Alberto Santos-Dumont, der sich seit 1898 mit dem
Bau von Luftschiffen beschäftigte (Abb. 18). Mit seinem sechsten
Luftschiff gelang ihm am 19. Oktober 1901 die geforderte Leistung.
1903 ließ er sich eine eigene Luftschiffstation in Neuilly
bauen, wo er an der Fertigung eines Fahrzeuges arbeitete, das
als "Omnibus" für 10 Passagiere einsatzbereit sein
sollte. Zur Erholung fuhr er mit seinem Luftvehikel Nr. 9 (Abb.
19) nach Paris, band es an einem Laternenmast fest und ging ins
nächste Restaurant.
22
Abb. 18: Alberto Santos-Dumont
Abb. 19: Die "Balladeuse"
von Santos-Dumont
3.3 Die Zeppeline
Am 24. Januar 1874 war Ferdinand Graf von Zeppelin
durch den Vortrag des Generalpostmeisters Dr. Heinrich von Stephan
über "Weltpost und Luftschiffahrt" zum ersten Mal
mit dem Thema "Luftschiff" in Berührung gekommen.
Mit dem Ausscheiden aus dem aktiven Militärdienst Ende 1890
konnte er sich verstärkt seinen Planungen widmen. Zeppelin
sah im Luftschiff in erster Linie ein Verkehrsmittel. Seine Überlegungen
brachten einen neuen Typ des Luftschiffes, das lenkbare Starrluftschiff,
hervor und Innovationen in den Luftschiffbau ein. Sein Entwurf
sah ein Luftschiff von großen Dimensionen mit einer Anzahl
einzelner Gaszellen vor. Der Gesamtaufbau des Luftschiffkörpers
bestand aus einem Gerippe von in Längsrichtung miteinander
verbundenen Ringen, die dem Luftschiff seine feste Form geben
sollten, und den in den Zwischenräumen eingehängten,
voneinander unabhängigen Gaszellen. In dem starren Gerüst
ließen sich die Motoren, Treibstofftanks und Steuerorgane
unterbringen. Das Gerüst wurde zur Herabsetzung des Luftwiderstandes
mit Stoff überspannt und bildete so einen glatten Körper,
unter dem die Gondeln für Passagiere und Besatzung angeordnet
waren. Durch Aneinanderreihen mehrerer solcher Körper sollte
ein "Luft-Zug" entstehen. Als Länge waren 123 Meter
und als Durchmesser 11 Meter, als Antrieb ein 28 PS-Motor vorgesehen.
23
Sein Entwurf eines "Lenkbaren Luftfahrzuges mit mehreren
hintereinander angeordneten Tragkörpern" wurde am 31.
August 1895 unter der Nummer DRP 98580 patentiert (Abb. 20).
24
Abb. 20: Zeichnung von Graf Zeppelin
"Lenkbarer Luftfahrtzug mit mehreren hintereinander angeordneten
Tragkörpern"
Da eine Finanzierung seines Unternehmens staatlicherseits
abgelehnt wurde, konnte er im Mai 1898 nach einem Spendenaufruf
des VDI eine "Aktiengesellschaft zur Förderung der Luftschiffahrt"
gründen.
25
Mit dem Bau einer schwimmenden Luftschiffhalle in
Manzell am Bodensee konnte 1899 das Unternehmen beginnen. Am 2.
Juli 1900 stieg das erste Zeppelin-Luftschiff LZ1 vom Bodensee
auf. Es war 128 Meter lang, hatte einen Durchmesser von 11,20
Meter. Sein Körper bestand aus 16 verspannten Ringen mit
17 Gaszellen und stellte im Querschnitt ein 24-Eck dar. Es verfügte
über zwei Daimler-Motoren mit jeweils 15 PS und hatte an
Bug und Heck ein Steuerruder. Bei seinem ersten Start erreichte
es eine Höhe von 370 Meter und flog 15 Minuten.
26
Den ersten
großen Erfolg erlebte Graf Zeppelin bei seiner sogenannten
"Schweizer Fahrt" am 21. Juli 1908 mit seinem vierten
Luftschiff LZ 4, das über einen Aufenthaltsraum verfügte.
In einer zwölfstündigen Fahrt von Konstanz über
Luzern, Zürich und retour legte er 384 Kilometer zurück.
27
Die Tragkonstruktion der Luftschiffe war von
einer Hülle aus Leinwand umgeben. Seit 1908 wurde Goldschlägerhaut,
die oberste Hautschicht aus dem Blinddarm des Rindes, die Goldschmiede
bei besonders feinen Arbeiten benötigten, für die Traggaszellen
verwendet. Dies bedeutete eine Reduzierung der Brandgefahr, da
bei den üblichen Gaszellen aus Gummi Reibungselektrizität
entstehen konnte, die den Baumwollstoff der Hülle in Brand
setzte.
Mit dem LZ 6 startete Graf Zeppelin am 27.
August 1909 von Friedrichshafen nach Berlin, wo er am 29. in Tegel
im Beisein Kaiser Wilhelms II. in Jungfernheide landete.
28
Mit der
Gründung der Deutschen Luftschiffahrts-Gesellschaft Delag
als erster ziviler Luftverkehrsgesellschaft überhaupt am
16. November 1909 wurde der Einsatz der Zeppeline als Verkehrsmittel
vorangetrieben. Bis 1913 entstand ein Verkehrsnetz, das die Orte
Düsseldorf, Baden-Oos, Berlin-Johannisthal, Gotha, Frankfurt
am Main, Hamburg, Dresden und Leipzig per Zeppelin miteinander
verband, weitere Anschlüsse sollten zu den europäischen
Hauptstädten führen, was jedoch durch den 1. Weltkrieg
verhindert wurde.
29
Ein anderer Bereich, in dem Zeppeline eingesetzt
wurden, waren im Vorfeld des Krieges Erkundungs- und Aufklärungsflüge
über der Nordsee, im Krieg selbst kamen sie als Fernaufklärer
für Heer und Flotte und als strategische Bomber zum Einsatz.
30
3.4 Der Zeppelin im Weltluftverkehr
Am 20. August 1919 wurde mit dem LZ 120 "Bodensee"
ein Linienverkehr zwischen Friedrichshafen und Berlin-Staaken
eingerichtet, die 600 Kilometer Entfernung wurden in 6 Stunden
bewältigt, 20 Passagiere konnten mitfliegen. Bis zum 5. Dezember
wurden 103 Fahrten absolviert.
31
Am 23. Juni 1922 erteilten die USA den Auftrag,
ein Luftschiff, die spätere "Los Angeles", zu bauen.
Der Zeppelin hatte eine Länge von 200 Meter, einen Durchmesser
von 27,60 Meter und ein Hüllenvolumen von 70.000 m³.
Er war mit fünf Maybachmotoren von 180 PS ausgestattet und
kam auf eine Geschwindigkeit von 126 km/h. Mit diesem Auftrag
gelang die lang geplante, aber -weil verboten- bisher nicht realisierte
Atlantiküberquerung. Am 12. Oktober 1924 brach die "Los
Angeles" zum Luftschiffhafen Lakehurst auf, wo sie nach einer
Fahrzeit von 81 Stunden und einer Strecke von 8.050 Kilometern,
die über Frankreich, die Azoren, Boston und New York geführt
hatte, am 26. Oktober eintraf.
32
Als Nachfolger wurde das LZ 127 "Graf
Zeppelin" mit einer Länge von 236 Meter, einem Durchmesser
von 30,50 Metern und einem Volumen von 105.000 m³ gebaut,
es kam angetrieben von fünf Maybachmotoren mit je 550 PS
auf eine Geschwindigkeit von 128 km/h und hatte eine Nutzlast
von 60.000 kg (Abb.21).
Als Novum wurde seine Hülle mit einem
Alupulveranstrich versehen, das dem Zeppelin seine typisch silberne
Farbe gab und als Schutz gegen die Sonnenwärme zur Konstanthaltung
des Innendruckes diente und so einen Gasverlust vorbeugte. Das
Luftschiff war aufs Exklusivste für die 20 Passagiere ausgestattet.
Am 11. Oktober 1928 startete es zu seiner Atlantikfahrt und kam
am 15. Oktober nach 111 Stunden und 44 Minuten und 9.926 Kilometer
in Lakehurst an.
33
Am 15. August 1929 brach die "Graf Zeppelin"
auf eine Weltfahrt auf, die sie über Sibirien, Tokio, San
Francisco, Lakehurst und zurück nach Friedrichshafen führte,
wo sie am 4. September eintraf.
34
Abb. 21: Das LZ 127 "Graf Zeppelin"
beim Einbringen in die Halle
Abb. 22: Zeppelin beim Berliner Dom,
1930
Das nächste große Projekt bedeutete
der Bau des LZ 129 "Hindenburg" in den Jahren 1931 bis
1935, das am 6. Mai 1936 mit 51 Passagieren seine erste Fahrt
über den Atlantik nach Lakehurst absolvierte. Das Schiff
hatte eine Länge von 245 Meter, einen Durchmesser von 41,20
Meter, ein Volumen von 190.000 m³. Angetrieben wurde es von
vier Dieselmotoren mit 800 PS, die eine Geschwindigkeit von 125
Kilometer ermöglichten. Auch dies war aufs Komfortabelste
ausgestattet. In Lakehurst traf der Zeppelin nach 61 Stunden und
38 Minuten am 9. Mai ein, in Friedrichshafen am 14. Mai.
Bei der Landung nach der ersten Fahrt in der
neuen Saison am 3. Mai 1937 in Lakehurst geriet die "Hindenburg"
in Brand, wobei 36 Menschen starben. Verursacht wurde das Feuer
durch Entzündung des Fluggases Wasserstoff. An eine Fortsetzung
des Zeppelinluftverkehrs war nicht zu denken, für die zivile
Zeppelinluftfahrt bedeutete dies das Ende.
35
1940 wurden
die Luftschiffhallen gesprengt, die Luftschiffe LZ 127 und 130
demontiert.
36
3.5 Die Luftschiffe nach dem 2. Weltkrieg in Deutschland
Zunächst war an eine Wiederaufnahme des
Betriebes von Luftschiffen zu Verkehrs- und Transportzwecken gedacht,
realisiert wurde aber tatsächlich nur der Einsatz als Werbeträger.
1956 zog das erste Reklamepralluftschiff (Blimp) der Firma Goodyear
für "Underberg" seine Kreise über Deutschland.
37
Im gleichen Jahr wurde das erste deutsche Luftschiff von der Firma
Leonhard Monheim bei Schempp-Hirth Sportflugzeugbau in Auftrag
gegeben, um ab dem 1. Dezember für "Trumpf"-Pralinen
Werbung zu machen (Abb. 23). Dessen Nachfolgemodell war das erste
mit Helium gefüllte Luftschiff in Deutschland.
38
Abb. 23: Reklame-Blimp für "Trumpf-Pralinen
In den 80er Jahren wurde auch bedingt durch
die Ölkrise verstärkt von England, den USA und der UdSSR
eine Weiterentwicklung und Nutzbarmachung von Luftschiffen starren
Systems (Zeppeline) für die Zukunft betrieben.
39
3.6 Dem Luftschiff gehört die Zukunft
Flugverkehr ist zukünftig nur unter Berücksichtigung
von Umweltverträglichkeit und sparsamem Energieverbrauch
akzeptabel, eine weitere Ausbeutung der Energieressourcen und
Mißachtung der negativen Einflüsse auf die Umwelt,
wie durch den üblichen Flugbetrieb verursacht, ist nicht
länger hinnehmbar. Hier bieten sich Luftschiffe als Alternative
an. Das Problem der Brandgefahr ist heute insofern gelöst,
daß kein brennbarer Wasserstoff als Traggas eingesetzt wird,
sondern unbrennbares Helium.
Aufgrund ihrer Allwettertauglichkeit, leichten
Manövrierfähigkeit, der langen Einsatzdauer, der Möglichkeit,
über einem Punkt zu verharren, ihrer Umweltverträglichkeit
durch niedrigen Lärmpegel, geringe Schadstoffemission und
60-70% weniger Energieverbrauch als Flugzeuge, ihrer Wirtschaftlichkeit
durch den sparsamen Energieverbrauch und eine auf drei Personen
reduzierte Bodencrew (bei Kurzstops ist sogar nur eine Person
notwendig) sind Luftschiffe gegenüber Flugzeugen im Vorteil
und in vielen Bereichen als die bessere Alternative vielfältig
einsetzbar. Darüberhinaus sind sie in der Lage, schwere Lasten
zu transportieren und auch in Gebieten ohne oder mit nur geringer
Infrastruktur allein mithilfe eines Ankermastes starten und landen
zu können. Sie sind nicht auf zentrale Einrichtungen etc.
angewiesen, aber umgekehrt in der Lage, bestehende Flugeinrichtungen
zu nutzen. Starrluftschiffe sind somit als Transport-, Arbeits-
und Verkehrsmittel für die Zukunft prädestiniert.
Als zukünftige Einsatzbereiche der Luftschiffe
sind folgende Gebiete gedacht:
Um eine größtmögliche Effektivität
in der Handhabung und dem Betrieb des Starrluftschiffes zu erreichen,
wird in diesem Bereich verstärkt geforscht.
Dies bezieht sich vor allem auf den Aspekt
des automatisierten Start- und Landevorganges, der eine Bodencrew
überflüssig machen und eine stärkere Unabhängigkeit
des Luftschiffes gegenüber personeller Unterstützung
ermöglichen soll. Dies hätte zur Folge, daß einerseits
die Kosten des Zeppelin- oder Luftschiffbetriebes enorm gesenkt
würden. Gedacht ist dabei bspw. an die Installation von Start-
und Landevorrichtungen auf den Dächern hoher Häuser,
die einen selbständigen, allein vom Zeppelin aus durchzuführenden
Lande- und Startvorgang ermöglicht (Abb. 24 und 25).
40
Dazu werden zwei Ankermasten auf einem weitgehend
windgeschützten Dach befestigt, zwischen denen ein Ankerseil
angebracht ist. Das Luftschiff nähert sich der Landefläche
und bringt seine Kufen über dem Ankerseil in Position. Mit
dem hakenförmigen, am Bug angebrachten Anker hakt sich das
Luftschiff am Ankerseil ein, bewegt sich nach hinten und läßt
den Hecklandeanker herab, der aus einem leichten Schaumball und
einem schweren Haken besteht, und hakt ihn in das Landegitternetz
ein. Das Landeankerseil wird festgezogen, bis das Luftschiff elastisch
zwischen den beiden Ankern fixiert ist. Das Luftschiff dreht sich
ungehindert im Wind. Der Startvorgang verläuft umgekehrt.
Auch im Hinblick auf eine optimale Antriebsmöglichkeit
sowie unter dem Aspekt einer umweltverträglichen und effizienten
Energieversorgung werden Forschungen betrieben. Dafür kommen
vor allem erneuerbare Energien wie Wind- und Sonnenenergie, aber
auch Biogas in Betracht.
41
Aufgrund ihrer großen Oberfläche
könnten Luftschiffe mit Solarzellen Sonnenenergie sammeln,
mit einem Elektromotor ausgestattet wären sie unabhängig
von jeglicher Energieversorgung, jedoch abhängig von der
Tageszeit. Wegen ihres großen Volumens könnten sie
Biogas als Energiequelle einsetzen, das weder komprimiert noch
verflüssigt werden müßte. Mit einem Vierkolbentaktmotor
ausgestattet hätten Luftschiffe gegenüber dem Einsatz
von Solarenergie den Vorteil, auch nachts fliegen zu können.
Auch Windenergie ließe sich bei Langstreckentransporten
und mit automatischer Wetterbeobachtung und optimaler Reiseroute
einsetzen. Eine sinnvolle Lösung stellt der sogenannte Hybridantrieb,
die Kombination aus einem mit Solarzellen betriebenen Elektromotor
und einem mit Biogas betriebenen Vierkolbentaktmotor, dar, die
Solarenergie käme bei der Reise zum Einsatz, während
Biogas bei Start und Landung sowie im Sturm verwendet würde.
Ebenso wird nach immer leichteren Materialien
für die Tragstruktur der Luftschiffe geforscht.
Mit den Möglichkeiten einer innovativen
Technologie und Nutzung des Zeppelins befaßt sich auch die
Zeppelin Luftschifftechnik GmbH Friedrichshafen, die an einem
neuen Luftschiffentwurf und einer neuen Technologie arbeitet.
Es befindet sich bereits ein Prototyp, der ZEPPELIN Neuer Technologie
LZ N07 (Abb.26), im Bau, der sich laut Angabe der Firma Zeppelin
Luftschifftechnik GmbH Friedrichshafen durch hohen Sicherheitsstandard,
Allwettertauglichkeit, hohe Reisegeschwindigkeit, sparsamen Energieverbrauch,
lange Einsatzdauer, Umweltverträglichkeit, niedrigen Lärmpegel,
geringe Schadstoffemissionen, geringes Gewicht, gute Manövrierfähigkeit
und Reduzierung von Geräuschen und Vibrationen in der Kabine
auszeichnet.
42
Er verfügt über eine neuartige Tragstruktur
aus Leichtbauwerkstoff, die vom Bug bis zum Heck durchgängig
ist und aus dreiecksförmigen Spanten und drei Längsträgern
besteht, die untereinander durch diagonal verlaufende Zugseile
zu einem steifen, räumlichen Fachwerk verbunden sind (Abb.
27).
Abb. 26: Der Zeppelin NT LZ N07
Abb. 27: Konstruktionszeichnung des
Zeppelin LZ N07
Die Luftschiffhülle besteht aus einem
Mehrschichtenlaminat mit hoher Gasdichtigkeit und langer Lebensdauer,
die einen ständigen Aufenthalt im Freien möglich macht.
Sie ist im Inneren in einzelne Abschnitte (Zellelemente) unterteilt,
die u.a. jeweils die Traggaszelle für das Helium enthalten.
Über Ventile wird Luft je nach Ausdehnung des Heliums zum
Starten und Landen ein- oder ausgeblasen, um den Innendruck der
Hülle konstant zu halten. Angetrieben wird der ZNT durch
drei Triebwerke mit schwenkbaren Propellern und einem am Heck
installierten Querfan. In der folgenden Tabelle findet sich eine
Übersicht über die technischen Daten alter und neuer
Zeppelintypen (Abb. 28). Ein Vergleich der Zeppeline LZ 129 und
LZ N07 zeigt eindrucksvoll, auf welcher Höhe der technischen
Entwicklung sich die Luftschiffe der 30er Jahre befunden haben.
Abb. 28: Alte und neue Luftschiffe im Vergleich (Stand 1995)
3.7 Die drei Systeme der Luftschiffe
Es gibt drei Grundtypen von Luftschiffkonstruktionen,
das starre, das halbstarre und das pralle System (Abb. 29).
Abb. 29: Die drei Systeme der Luftschiffe
3.7.1 Pralluftschiffe, die sogenannten "Blimps"
Am Anfang standen die Pralluftschiffe mit ihrer
technisch einfachen Konstruktion der Luftschiffhülle ohne
stützendes Gerippe. Die Hülle muß durch den bloßen
Gas/Luftdruck straff und der Innendruck konstant gehalten werden,
was mithilfe sogenannter "Ballonetts" (Luftsäcke)
erreicht wird, die durch ein Gebläse von außen mit
Luft gefüllt werden und für einen Ausgleich der Gasdichte
und des Innendruckes sorgen. Die Gondel befindet sich an besonderen
Traggurten unterhalb der Hülle.
43
Fast alle Werbeluftschiffe,
die heutzutage eingesetzt werden, gehören zu den Blimps.
Dieses Konstruktionssystem ist sehr günstig für kurze
Luftschiffe, da sie kostengünstiger im Bau sind als die anderen
Typen.
3.7.2 Halbstarre Luftschiffe
Durch Versteifungskonstruktionen am Bug in
Form eines Gitterträgers unterhalb der Hülle wird deren
Eindrücken verhindert und aus den starren Luftschiffen werden
die sogenannten "halbstarren" Luftschiffe. Eine andere
Variante sieht die Anbringung eines Kielgerüstes unter der
Hülle vor. Der Kiel entlastet die Hülle teilweise, indem
er das Gewicht der Ladung gleichmäßiger verteilt. Damit
ist auch die Möglichkeit gegeben, größere Schiffe
zu bauen.
44
Eine Konstruktion halbstarrer Art war bspw. das 1906/07
von Groß und Basenach konstruierte Militär-Versuchsluftschiff
M I, das über eine bloße Hülle mit einem Versteifungsgerüst
zwischen Gondel und Luftschiffkörper verfügte.
45
3.7.3 Starre Luftschiffe
Starre Luftschiffe gehen in ihrer Konstruktion
auf die Entwürfe von Ferdinand Graf Zeppelin zurück.
Sie bestehen aus einem festen Gerippe gebildet von einzelnen,
von Bug bis Heck gleichmäßig verteilten Ringträgern,
in das die Traggaszellen eingehängt sind. Die Hülle
besteht aus Leichtkunststoffen, die extrem witterungsbeständig
und gasundurchlässig sind.
46
Dieses Konstruktionssystem wird
bei allen großen Luftschiffen angewendet, da nur so die
notwendige Stabilität und damit Sicherheit erreicht werden
kann.
|