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3  DIE GESCHICHTE DER ZEPPELINE
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3.1 Vom Heißluftballon zu den ersten Luftschiffentwürfen

Am 5. Juni 1783 stieg der erste unbemannte Heißluftballon in Annonay auf. Gebaut hatten ihn die Brüder Joseph-Michel und Etienne-Jacques Montgolfiere. Er legte eine Strecke von 22 Kilometern zurück und erreichte ein Höhe von 2.000 Metern. 9 Die Geschichte der Luftschiffe begann.

Der französische Professor Alexandre Cesar Charles verwendete 1783 als erster zur Füllung des Ballons Wasserstoff, der 1766 von dem englischen Chemiker Henry Cavendish entdeckt worden war. Er ist 14,5 mal leichter als Luft und ermöglichte damit einen verbesserten Auftrieb. 10 Der erste Flug mit Besatzung fand am 19. September 1783 im Beisein Ludwig des XVI. in Versailles statt. An Bord befanden sich ein Schaf, ein Huhn und eine Ente. 11 Am 22. November 1783 fand der erste bemannte Flug mit Professor Charles an Bord statt (Abb. 14). 12
 
 
 

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Abb. 16: Professor Charles an Bord seines mit Wasserstoff gefüllten Ballons

Am 1. Dezember startete erstmals ein Ballon zu wissenschaftlichen Zwecken, an Bord hatte er Thermometer und Barometer. 13

Das größte Problem, mit dem die Konstrukteure und Fahrer zu kämpfen hatten, waren die fehlende Lenkbarkeit und Eigengeschwindigkeit ihrer Gefährte. Die bisherigen Luftfahrzeuge waren reine Freiballone, die, was ihre Flugrichtung anbelangte, dem Wind ausgeliefert waren. 14

 

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3.2 Die ersten experimentellen Luftschiffe des 19. Jahrhunderts

1851 kam es zu einem Lösungsansatz, als von dem französischen Ingenieur Henri Griffard die Dampfmaschine als Antriebsmöglichkeit ins Spiel gebracht wurde, was er sich patentieren ließ. Er führte die typische Form in den Luftschiffbau ein, indem er einen spindelförmigen Ballon baute. Am 24. September 1852 gelang ihm der erste Aufstieg bis in 1.800 Meter Höhe, wobei bereits geringe Richtungsänderungen möglich waren. 15

Mit der Erfindung des Gasmotors 1860 durch Jean-Etienne Lenoir wurde ein weiterer Fortschritt erreicht. 1865 ließ sich der Mainzer Ingenieur Paul Haenlein den Gasmotor für den Luftschiffeinsatz patentieren. 16

Bis zu diesem Zeitpunkt hatten Luftgefährte schon unterschiedlichste Einsätze absolviert. 1858 hatte der Fotograf Nadar Luftaufnahmen gefertigt, 1861 bis 1865 wurden im amerikanischen Bürgerkrieg Luftschiffe zu Beobachtungszwecken eingesetzt. Während der Belagerung von Paris durch die Deutschen 1870/71 wurden Verbindungen ins Umland und der Transport von Informationen und Personen mit Luftfahrzeugen bewältigt. 17

Am 9. August 1884 gelang zum ersten Mal einem Luftschiff, der "La France" von Charles Renard, die Rückkehr an seinen Ausgangsort. Es wurde mit einem Elektromotor von 8,5 PS angetrieben, flog 23 Minuten und 7,6 Kilometer und erreichte eine Höhe von 300 Metern. 18

Die Erfindung des Viertaktmotors durch Otto 1876 und die Erfindung des Benzinmotors durch Daimler 1883 brachten einen entscheidenden Durchbruch bei der Lenkfähigkeit der Luftschiffe. 19

Die bisher gebauten Luftschiffe gehörten zur Klasse der Pralluftschiffe. Die Hülle bestand aus Stoff und wurde mit einem Netz überzogen, an dem die Gondel befestigt war. 1895/96 entwickelte David Schwarz in Berlin dagegen ein Luftschiff, das einerseits einen Rahmen aus Gitterträgern als Gerüst hatte und zum anderen mit Aluminiumblech beplankt war, das eine Dicke von 0,18 bis 0,20 mm aufwies. Im Inneren war die Hülle in 13 Kammern aufgeteilt. Auch die Form unterschied sich von dem bisher Dagewesenen, es lief vorne spitz zu, einem Bleistift ähnlich (Abb. 17). 20
 
 
 

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Abb. 17: Das Aluminiumluftschiff von David Schwarz

Das Zutrauen in das neue Vehikel und das Interesse daran führten zur Auslobung des sogenannten Deutsch-Preises, der von dem Industriellen Henri Deutsch de la Meurthe mit einem Wert von 100.000 Franken gestiftet war für denjenigen, dem es gelingen sollte, von St. Cloud aus den Eiffelturm zu umrunden und innerhalb von 30 Minuten wieder am Startplatz zu sein. 21 Einer der Konkurrenten um den Deutsch-Preis war der in Paris lebende Brasilianer Alberto Santos-Dumont, der sich seit 1898 mit dem Bau von Luftschiffen beschäftigte (Abb. 18). Mit seinem sechsten Luftschiff gelang ihm am 19. Oktober 1901 die geforderte Leistung. 1903 ließ er sich eine eigene Luftschiffstation in Neuilly bauen, wo er an der Fertigung eines Fahrzeuges arbeitete, das als "Omnibus" für 10 Passagiere einsatzbereit sein sollte. Zur Erholung fuhr er mit seinem Luftvehikel Nr. 9 (Abb. 19) nach Paris, band es an einem Laternenmast fest und ging ins nächste Restaurant. 22
 
 
 

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Abb. 18: Alberto Santos-Dumont

 
 
 

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Abb. 19: Die "Balladeuse" von Santos-Dumont

 

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3.3 Die Zeppeline

Am 24. Januar 1874 war Ferdinand Graf von Zeppelin durch den Vortrag des Generalpostmeisters Dr. Heinrich von Stephan über "Weltpost und Luftschiffahrt" zum ersten Mal mit dem Thema "Luftschiff" in Berührung gekommen. Mit dem Ausscheiden aus dem aktiven Militärdienst Ende 1890 konnte er sich verstärkt seinen Planungen widmen. Zeppelin sah im Luftschiff in erster Linie ein Verkehrsmittel. Seine Überlegungen brachten einen neuen Typ des Luftschiffes, das lenkbare Starrluftschiff, hervor und Innovationen in den Luftschiffbau ein. Sein Entwurf sah ein Luftschiff von großen Dimensionen mit einer Anzahl einzelner Gaszellen vor. Der Gesamtaufbau des Luftschiffkörpers bestand aus einem Gerippe von in Längsrichtung miteinander verbundenen Ringen, die dem Luftschiff seine feste Form geben sollten, und den in den Zwischenräumen eingehängten, voneinander unabhängigen Gaszellen. In dem starren Gerüst ließen sich die Motoren, Treibstofftanks und Steuerorgane unterbringen. Das Gerüst wurde zur Herabsetzung des Luftwiderstandes mit Stoff überspannt und bildete so einen glatten Körper, unter dem die Gondeln für Passagiere und Besatzung angeordnet waren. Durch Aneinanderreihen mehrerer solcher Körper sollte ein "Luft-Zug" entstehen. Als Länge waren 123 Meter und als Durchmesser 11 Meter, als Antrieb ein 28 PS-Motor vorgesehen. 23 Sein Entwurf eines "Lenkbaren Luftfahrzuges mit mehreren hintereinander angeordneten Tragkörpern" wurde am 31. August 1895 unter der Nummer DRP 98580 patentiert (Abb. 20). 24

 
 
 

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Abb. 20: Zeichnung von Graf Zeppelin "Lenkbarer Luftfahrtzug mit mehreren hintereinander angeordneten Tragkörpern"

Da eine Finanzierung seines Unternehmens staatlicherseits abgelehnt wurde, konnte er im Mai 1898 nach einem Spendenaufruf des VDI eine "Aktiengesellschaft zur Förderung der Luftschiffahrt" gründen. 25 Mit dem Bau einer schwimmenden Luftschiffhalle in Manzell am Bodensee konnte 1899 das Unternehmen beginnen. Am 2. Juli 1900 stieg das erste Zeppelin-Luftschiff LZ1 vom Bodensee auf. Es war 128 Meter lang, hatte einen Durchmesser von 11,20 Meter. Sein Körper bestand aus 16 verspannten Ringen mit 17 Gaszellen und stellte im Querschnitt ein 24-Eck dar. Es verfügte über zwei Daimler-Motoren mit jeweils 15 PS und hatte an Bug und Heck ein Steuerruder. Bei seinem ersten Start erreichte es eine Höhe von 370 Meter und flog 15 Minuten. 26 Den ersten großen Erfolg erlebte Graf Zeppelin bei seiner sogenannten "Schweizer Fahrt" am 21. Juli 1908 mit seinem vierten Luftschiff LZ 4, das über einen Aufenthaltsraum verfügte. In einer zwölfstündigen Fahrt von Konstanz über Luzern, Zürich und retour legte er 384 Kilometer zurück. 27

Die Tragkonstruktion der Luftschiffe war von einer Hülle aus Leinwand umgeben. Seit 1908 wurde Goldschlägerhaut, die oberste Hautschicht aus dem Blinddarm des Rindes, die Goldschmiede bei besonders feinen Arbeiten benötigten, für die Traggaszellen verwendet. Dies bedeutete eine Reduzierung der Brandgefahr, da bei den üblichen Gaszellen aus Gummi Reibungselektrizität entstehen konnte, die den Baumwollstoff der Hülle in Brand setzte.

Mit dem LZ 6 startete Graf Zeppelin am 27. August 1909 von Friedrichshafen nach Berlin, wo er am 29. in Tegel im Beisein Kaiser Wilhelms II. in Jungfernheide landete. 28 Mit der Gründung der Deutschen Luftschiffahrts-Gesellschaft Delag als erster ziviler Luftverkehrsgesellschaft überhaupt am 16. November 1909 wurde der Einsatz der Zeppeline als Verkehrsmittel vorangetrieben. Bis 1913 entstand ein Verkehrsnetz, das die Orte Düsseldorf, Baden-Oos, Berlin-Johannisthal, Gotha, Frankfurt am Main, Hamburg, Dresden und Leipzig per Zeppelin miteinander verband, weitere Anschlüsse sollten zu den europäischen Hauptstädten führen, was jedoch durch den 1. Weltkrieg verhindert wurde. 29 Ein anderer Bereich, in dem Zeppeline eingesetzt wurden, waren im Vorfeld des Krieges Erkundungs- und Aufklärungsflüge über der Nordsee, im Krieg selbst kamen sie als Fernaufklärer für Heer und Flotte und als strategische Bomber zum Einsatz. 30

 

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3.4 Der Zeppelin im Weltluftverkehr

Am 20. August 1919 wurde mit dem LZ 120 "Bodensee" ein Linienverkehr zwischen Friedrichshafen und Berlin-Staaken eingerichtet, die 600 Kilometer Entfernung wurden in 6 Stunden bewältigt, 20 Passagiere konnten mitfliegen. Bis zum 5. Dezember wurden 103 Fahrten absolviert. 31

Am 23. Juni 1922 erteilten die USA den Auftrag, ein Luftschiff, die spätere "Los Angeles", zu bauen. Der Zeppelin hatte eine Länge von 200 Meter, einen Durchmesser von 27,60 Meter und ein Hüllenvolumen von 70.000 m³. Er war mit fünf Maybachmotoren von 180 PS ausgestattet und kam auf eine Geschwindigkeit von 126 km/h. Mit diesem Auftrag gelang die lang geplante, aber -weil verboten- bisher nicht realisierte Atlantiküberquerung. Am 12. Oktober 1924 brach die "Los Angeles" zum Luftschiffhafen Lakehurst auf, wo sie nach einer Fahrzeit von 81 Stunden und einer Strecke von 8.050 Kilometern, die über Frankreich, die Azoren, Boston und New York geführt hatte, am 26. Oktober eintraf. 32

Als Nachfolger wurde das LZ 127 "Graf Zeppelin" mit einer Länge von 236 Meter, einem Durchmesser von 30,50 Metern und einem Volumen von 105.000 m³ gebaut, es kam angetrieben von fünf Maybachmotoren mit je 550 PS auf eine Geschwindigkeit von 128 km/h und hatte eine Nutzlast von 60.000 kg (Abb.21).

Als Novum wurde seine Hülle mit einem Alupulveranstrich versehen, das dem Zeppelin seine typisch silberne Farbe gab und als Schutz gegen die Sonnenwärme zur Konstanthaltung des Innendruckes diente und so einen Gasverlust vorbeugte. Das Luftschiff war aufs Exklusivste für die 20 Passagiere ausgestattet. Am 11. Oktober 1928 startete es zu seiner Atlantikfahrt und kam am 15. Oktober nach 111 Stunden und 44 Minuten und 9.926 Kilometer in Lakehurst an. 33 Am 15. August 1929 brach die "Graf Zeppelin" auf eine Weltfahrt auf, die sie über Sibirien, Tokio, San Francisco, Lakehurst und zurück nach Friedrichshafen führte, wo sie am 4. September eintraf. 34
 
 
 

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Abb. 21: Das LZ 127 "Graf Zeppelin" beim Einbringen in die Halle
 
 
 

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Abb. 22: Zeppelin beim Berliner Dom, 1930

Das nächste große Projekt bedeutete der Bau des LZ 129 "Hindenburg" in den Jahren 1931 bis 1935, das am 6. Mai 1936 mit 51 Passagieren seine erste Fahrt über den Atlantik nach Lakehurst absolvierte. Das Schiff hatte eine Länge von 245 Meter, einen Durchmesser von 41,20 Meter, ein Volumen von 190.000 m³. Angetrieben wurde es von vier Dieselmotoren mit 800 PS, die eine Geschwindigkeit von 125 Kilometer ermöglichten. Auch dies war aufs Komfortabelste ausgestattet. In Lakehurst traf der Zeppelin nach 61 Stunden und 38 Minuten am 9. Mai ein, in Friedrichshafen am 14. Mai.

Bei der Landung nach der ersten Fahrt in der neuen Saison am 3. Mai 1937 in Lakehurst geriet die "Hindenburg" in Brand, wobei 36 Menschen starben. Verursacht wurde das Feuer durch Entzündung des Fluggases Wasserstoff. An eine Fortsetzung des Zeppelinluftverkehrs war nicht zu denken, für die zivile Zeppelinluftfahrt bedeutete dies das Ende. 35 1940 wurden die Luftschiffhallen gesprengt, die Luftschiffe LZ 127 und 130 demontiert. 36

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3.5 Die Luftschiffe nach dem 2. Weltkrieg in Deutschland
 

Zunächst war an eine Wiederaufnahme des Betriebes von Luftschiffen zu Verkehrs- und Transportzwecken gedacht, realisiert wurde aber tatsächlich nur der Einsatz als Werbeträger. 1956 zog das erste Reklamepralluftschiff (Blimp) der Firma Goodyear für "Underberg" seine Kreise über Deutschland. 37 Im gleichen Jahr wurde das erste deutsche Luftschiff von der Firma Leonhard Monheim bei Schempp-Hirth Sportflugzeugbau in Auftrag gegeben, um ab dem 1. Dezember für "Trumpf"-Pralinen Werbung zu machen (Abb. 23). Dessen Nachfolgemodell war das erste mit Helium gefüllte Luftschiff in Deutschland. 38
 
 
 

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Abb. 23: Reklame-Blimp für "Trumpf-Pralinen

In den 80er Jahren wurde auch bedingt durch die Ölkrise verstärkt von England, den USA und der UdSSR eine Weiterentwicklung und Nutzbarmachung von Luftschiffen starren Systems (Zeppeline) für die Zukunft betrieben. 39

 

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3.6 Dem Luftschiff gehört die Zukunft

Flugverkehr ist zukünftig nur unter Berücksichtigung von Umweltverträglichkeit und sparsamem Energieverbrauch akzeptabel, eine weitere Ausbeutung der Energieressourcen und Mißachtung der negativen Einflüsse auf die Umwelt, wie durch den üblichen Flugbetrieb verursacht, ist nicht länger hinnehmbar. Hier bieten sich Luftschiffe als Alternative an. Das Problem der Brandgefahr ist heute insofern gelöst, daß kein brennbarer Wasserstoff als Traggas eingesetzt wird, sondern unbrennbares Helium.

Aufgrund ihrer Allwettertauglichkeit, leichten Manövrierfähigkeit, der langen Einsatzdauer, der Möglichkeit, über einem Punkt zu verharren, ihrer Umweltverträglichkeit durch niedrigen Lärmpegel, geringe Schadstoffemission und 60-70% weniger Energieverbrauch als Flugzeuge, ihrer Wirtschaftlichkeit durch den sparsamen Energieverbrauch und eine auf drei Personen reduzierte Bodencrew (bei Kurzstops ist sogar nur eine Person notwendig) sind Luftschiffe gegenüber Flugzeugen im Vorteil und in vielen Bereichen als die bessere Alternative vielfältig einsetzbar. Darüberhinaus sind sie in der Lage, schwere Lasten zu transportieren und auch in Gebieten ohne oder mit nur geringer Infrastruktur allein mithilfe eines Ankermastes starten und landen zu können. Sie sind nicht auf zentrale Einrichtungen etc. angewiesen, aber umgekehrt in der Lage, bestehende Flugeinrichtungen zu nutzen. Starrluftschiffe sind somit als Transport-, Arbeits- und Verkehrsmittel für die Zukunft prädestiniert.

Als zukünftige Einsatzbereiche der Luftschiffe sind folgende Gebiete gedacht:
  1. Last- und Transportmittel:
    • für entlegene Gebiete ohne entsprechende Infrastruktur, in der Entwicklungs- und Katastrophenhilfe
  2. Arbeitsmittel:
    • Kranluftschiffe zum Aufstellen von Strommasten, bspw. bei der Elektrifizierung von Bahnstrecken
    • als Hybridluftschiff mit Hubschraubertriebwerken ausgerüstet zum Transport von Nutzlasten bis zu 75 t (Hubschrauber nur 16 t über 15 Minuten)
    • als Helfer bei der Düngung und Bewässerung großer Flächen
    • Unterstützung beim Be- und Entladen von Schiffen auf hoher See
    • Transport sperriger Bauteile für vorgefertigte Elemente zu Baustellen
    • im Hochhausbau
    • in der Forstwirtschaft beim Abtransport des Holzes ohne Waldstraßen
  3. Verkehrsmittel
    • als Airport-Shuttle im Zubringerverkehr zu den Großflughäfen in dichtbesiedelten Ballungszentren
    • als Verbindung innerhalb einer Region
    • Lufttaxi
  4. Verkehrsüberwachung
  5. Meeresüberwachung:
    • Küsten- und Seestraßenüberwachung,
    • Kontrolle und Überwachung der Fischereirechte
    • Ortung von Ölverschmutzungen und Identifizierung der Täter
  6. Umweltschutz:
    • operative Plattformen durch nahezu erschütterungsfreien Flug
    • fliegendes Labor
    • Emissionenmessungen über Industriezonen
    • Waldschäden ermitteln
    • Überwachungsflüge bspw. bei vermuteter Brandrodung am Amazonas
    • durch Mitschweben in Schadstoffwolken Meßdaten erfassen
    • Proben entnehmen
    • Umwelttäter erkennen
  7. Atmosphärenforschung:
    • atmosphärische und geophysikalische Messungen
    • Gravimetrie
    • Meteorologie
    • Luftchemie
    • Magnetfeldmessungen
    • Photogrammetrie
    • Spektroskopie
  8. Einsatz als Satellit in 18.000 bis 24.000 Meter Höhe bis 155 Tage (Hi-Spot-Luftschiff)
    • Hi-Spot-Luftschiff kann als Relaisstation für Datenübertragung über einem Ziel gehalten werden
    • fliegende Plattform für Fernsehübertragung
  9. Tourismus:
    • Erlebnisfahrten, Ruhe, Entspannung und Genuß
  10. Fernsehaufzeichnungen, Direktübertragungen z.B. bei Fußballspielen oder Tennisturnieren
  11. Werbung

Um eine größtmögliche Effektivität in der Handhabung und dem Betrieb des Starrluftschiffes zu erreichen, wird in diesem Bereich verstärkt geforscht.

Dies bezieht sich vor allem auf den Aspekt des automatisierten Start- und Landevorganges, der eine Bodencrew überflüssig machen und eine stärkere Unabhängigkeit des Luftschiffes gegenüber personeller Unterstützung ermöglichen soll. Dies hätte zur Folge, daß einerseits die Kosten des Zeppelin- oder Luftschiffbetriebes enorm gesenkt würden. Gedacht ist dabei bspw. an die Installation von Start- und Landevorrichtungen auf den Dächern hoher Häuser, die einen selbständigen, allein vom Zeppelin aus durchzuführenden Lande- und Startvorgang ermöglicht (Abb. 24 und 25). 40

 
 
 
Start- und Landevorrichtung Position des Luftschiffes nach der Landung

Abb. 24: Start- und Landevorrichtung

Abb. 25: Position des Luftschiffes nach der Landung

 

Dazu werden zwei Ankermasten auf einem weitgehend windgeschützten Dach befestigt, zwischen denen ein Ankerseil angebracht ist. Das Luftschiff nähert sich der Landefläche und bringt seine Kufen über dem Ankerseil in Position. Mit dem hakenförmigen, am Bug angebrachten Anker hakt sich das Luftschiff am Ankerseil ein, bewegt sich nach hinten und läßt den Hecklandeanker herab, der aus einem leichten Schaumball und einem schweren Haken besteht, und hakt ihn in das Landegitternetz ein. Das Landeankerseil wird festgezogen, bis das Luftschiff elastisch zwischen den beiden Ankern fixiert ist. Das Luftschiff dreht sich ungehindert im Wind. Der Startvorgang verläuft umgekehrt.

Auch im Hinblick auf eine optimale Antriebsmöglichkeit sowie unter dem Aspekt einer umweltverträglichen und effizienten Energieversorgung werden Forschungen betrieben. Dafür kommen vor allem erneuerbare Energien wie Wind- und Sonnenenergie, aber auch Biogas in Betracht. 41 Aufgrund ihrer großen Oberfläche könnten Luftschiffe mit Solarzellen Sonnenenergie sammeln, mit einem Elektromotor ausgestattet wären sie unabhängig von jeglicher Energieversorgung, jedoch abhängig von der Tageszeit. Wegen ihres großen Volumens könnten sie Biogas als Energiequelle einsetzen, das weder komprimiert noch verflüssigt werden müßte. Mit einem Vierkolbentaktmotor ausgestattet hätten Luftschiffe gegenüber dem Einsatz von Solarenergie den Vorteil, auch nachts fliegen zu können. Auch Windenergie ließe sich bei Langstreckentransporten und mit automatischer Wetterbeobachtung und optimaler Reiseroute einsetzen. Eine sinnvolle Lösung stellt der sogenannte Hybridantrieb, die Kombination aus einem mit Solarzellen betriebenen Elektromotor und einem mit Biogas betriebenen Vierkolbentaktmotor, dar, die Solarenergie käme bei der Reise zum Einsatz, während Biogas bei Start und Landung sowie im Sturm verwendet würde.

Ebenso wird nach immer leichteren Materialien für die Tragstruktur der Luftschiffe geforscht.

Mit den Möglichkeiten einer innovativen Technologie und Nutzung des Zeppelins befaßt sich auch die Zeppelin Luftschifftechnik GmbH Friedrichshafen, die an einem neuen Luftschiffentwurf und einer neuen Technologie arbeitet. Es befindet sich bereits ein Prototyp, der ZEPPELIN Neuer Technologie LZ N07 (Abb.26), im Bau, der sich laut Angabe der Firma Zeppelin Luftschifftechnik GmbH Friedrichshafen durch hohen Sicherheitsstandard, Allwettertauglichkeit, hohe Reisegeschwindigkeit, sparsamen Energieverbrauch, lange Einsatzdauer, Umweltverträglichkeit, niedrigen Lärmpegel, geringe Schadstoffemissionen, geringes Gewicht, gute Manövrierfähigkeit und Reduzierung von Geräuschen und Vibrationen in der Kabine auszeichnet. 42 Er verfügt über eine neuartige Tragstruktur aus Leichtbauwerkstoff, die vom Bug bis zum Heck durchgängig ist und aus dreiecksförmigen Spanten und drei Längsträgern besteht, die untereinander durch diagonal verlaufende Zugseile zu einem steifen, räumlichen Fachwerk verbunden sind (Abb. 27).
 
 
 

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Abb. 26: Der Zeppelin NT LZ N07  
 
 

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Abb. 27: Konstruktionszeichnung des Zeppelin LZ N07

Die Luftschiffhülle besteht aus einem Mehrschichtenlaminat mit hoher Gasdichtigkeit und langer Lebensdauer, die einen ständigen Aufenthalt im Freien möglich macht. Sie ist im Inneren in einzelne Abschnitte (Zellelemente) unterteilt, die u.a. jeweils die Traggaszelle für das Helium enthalten. Über Ventile wird Luft je nach Ausdehnung des Heliums zum Starten und Landen ein- oder ausgeblasen, um den Innendruck der Hülle konstant zu halten. Angetrieben wird der ZNT durch drei Triebwerke mit schwenkbaren Propellern und einem am Heck installierten Querfan. In der folgenden Tabelle findet sich eine Übersicht über die technischen Daten alter und neuer Zeppelintypen (Abb. 28). Ein Vergleich der Zeppeline LZ 129 und LZ N07 zeigt eindrucksvoll, auf welcher Höhe der technischen Entwicklung sich die Luftschiffe der 30er Jahre befunden haben.
 
 

Typ LZ 1 LZ 127 LZ N07 LZ N17 LZ N30
Baujahr 1900 1936 1996 in Entwicklung geplant
Gesamtvolumen in m³ 11.300 190.000 7.200 17.000 30.000
Länge in m 127 245 68,4 90,2 110
Passagierplätze keine 72 12 46 84
Motoren 2 4 3 3 3
Leistung in PS 28,4 4.200 600 1260 noch offen
Maximale Geschwin­digkeit in km/h - 127 140 140 140
Reisegeschwindigkeit in km/h - 74-127 115 120 125
Maximale Flugdauer in h 3 Testflüge bis 96 18 22 23

Abb. 28: Alte und neue Luftschiffe im Vergleich (Stand 1995)

 

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3.7 Die drei Systeme der Luftschiffe

Es gibt drei Grundtypen von Luftschiffkonstruktionen, das starre, das halbstarre und das pralle System (Abb. 29).
 
 
 

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Abb. 29: Die drei Systeme der Luftschiffe
 

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3.7.1 Pralluftschiffe, die sogenannten "Blimps"

Am Anfang standen die Pralluftschiffe mit ihrer technisch einfachen Konstruktion der Luftschiffhülle ohne stützendes Gerippe. Die Hülle muß durch den bloßen Gas/Luftdruck straff und der Innendruck konstant gehalten werden, was mithilfe sogenannter "Ballonetts" (Luftsäcke) erreicht wird, die durch ein Gebläse von außen mit Luft gefüllt werden und für einen Ausgleich der Gasdichte und des Innendruckes sorgen. Die Gondel befindet sich an besonderen Traggurten unterhalb der Hülle. 43 Fast alle Werbeluftschiffe, die heutzutage eingesetzt werden, gehören zu den Blimps. Dieses Konstruktionssystem ist sehr günstig für kurze Luftschiffe, da sie kostengünstiger im Bau sind als die anderen Typen.
 

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3.7.2 Halbstarre Luftschiffe

Durch Versteifungskonstruktionen am Bug in Form eines Gitterträgers unterhalb der Hülle wird deren Eindrücken verhindert und aus den starren Luftschiffen werden die sogenannten "halbstarren" Luftschiffe. Eine andere Variante sieht die Anbringung eines Kielgerüstes unter der Hülle vor. Der Kiel entlastet die Hülle teilweise, indem er das Gewicht der Ladung gleichmäßiger verteilt. Damit ist auch die Möglichkeit gegeben, größere Schiffe zu bauen. 44 Eine Konstruktion halbstarrer Art war bspw. das 1906/07 von Groß und Basenach konstruierte Militär-Versuchsluftschiff M I, das über eine bloße Hülle mit einem Versteifungsgerüst zwischen Gondel und Luftschiffkörper verfügte. 45
 

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3.7.3 Starre Luftschiffe

Starre Luftschiffe gehen in ihrer Konstruktion auf die Entwürfe von Ferdinand Graf Zeppelin zurück. Sie bestehen aus einem festen Gerippe gebildet von einzelnen, von Bug bis Heck gleichmäßig verteilten Ringträgern, in das die Traggaszellen eingehängt sind. Die Hülle besteht aus Leichtkunststoffen, die extrem witterungsbeständig und gasundurchlässig sind. 46 Dieses Konstruktionssystem wird bei allen großen Luftschiffen angewendet, da nur so die notwendige Stabilität und damit Sicherheit erreicht werden kann.