4 DER ENTWURF
4.1 Leitgedanken
4.1.1 Erhaltung der Freifläche
Eine großflächige Bebauung kommt
für das Tempelhofer Feld nicht in Betracht. Es bietet als
freies Feld eine einmalige Situation gerade in der Innenstadt.
Trotz der zentralen Lage wird der freie Blick über die große
Distanz weder durch Bebauung noch durch Bewuchs verstellt (Abb.
26). Dieser freie Blick wird sowohl an Ort und Stelle als auch
im Vorüberfahren bspw. von der S-Bahn aus wahrnehmbar. Dieses
für eine Groß- und Innenstadt einmalige Raumerlebnis
fast mit dem Charakter einer Heidelandschaft gilt es zu bewahren.
Aber auch unter dem Aspekt der Nutzung und des innerstädtischen
Klimas ist von einer weitgehenden Bebauung des Tempelhofer Feldes
Abstand zu nehmen.
4.1.2 Aktualität und Bedarf der alten Nutzungen
In der Tradition wurde das Tempelhofer Feld
von den Berlinern als Ausflugsziel genutzt. Hier wurde gepicknickt,
Ball oder Kricket gespielt, Pferderennen abgehalten, es gastierten
Zirkusse oder es fanden Großveranstaltungen statt. Anfang
dieses Jahrhunderts waren Flugexperimente, Flugschauen, Rekordflüge
und Zeppeline die Attraktionen auf dem Tempelhofer Feld. In den
20er Jahren fand dann ein Übergang vom "spielerischen"
Fliegen zum Flughafenbetrieb statt. Dabei wurde die bisher vielfältig
genutzte Freifläche letztlich zur abgesperrten Verkehrsfläche.
Das neue Nutzungskonzept greift die ehemals vorhandene Nutzungsvielfalt
mit den Schwerpunkten Fliegen und Freizeit wieder auf. Diese traditionellen
Nutzungen des Tempelhofer Feldes, Freizeit und Fliegen, sollen
im Entwurfskonzept aufgegriffen werden. Dies ist auf der einen
Seite dem Charakter der Anlage als historisches Dokument geschuldet,
andererseits spielt bei der Freizeitnutzung der Bedarf an Grün-
und Freizeitflächen eine Rolle. Bei den flugtechnischen Anlagen
ergänzen sich historische Intention und Flächenbedarf
für Forschung und Praxis innovativer Flugformen ideal. Weiter
hat die durch die Nutzung bedingte Freihaltung der Fläche
auch eine stadtklimatische Bedeutung, wie weiter unten ausgeführt
wird.
4.1.3 Freizeitnutzung
Einen Ausschlag für die Freizeitnutzung
und Freihaltung des Geländes gab eine Bedarfsanalyse, die
ein großes Grünflächendefizit für die Bezirke
Tempelhof, Neukölln und Kreuzberg erbrachte (Abb. 30). Bei
Grünflächen besteht allein in Tempelhof ein Defizit
von 52,3 ha
47
und bei Sportflächen von 10 ha.
48
Wohnungsnahe
Grünbereiche gibt es so gut wie keine, die einzige siedlungsnahe
Grünfläche bietet der Viktoria-Park. Der Volkspark "Hasenheide"
ist zwar trotz seiner Entfernung gerade noch als übergeordnete
Grünfläche zu akzeptieren, wird jedoch stark von den
Bewohnern Kreuzbergs und Neuköllns frequentiert.
49
Auch der
1987 zur Bundesgartenschau angelegte Park "Britzer Garten"
verbessert die Lage nur gering
50
, für eine Nutzung nach Feierabend
ist er ohnehin zu weit entfernt.
Abb. 30: Versorgung der Wohnquartiere
mit übergeordneten Grünanlagen und Naherholungsgebieten
( > 50 ha mit einem Einzugsbereich von 5 km
Dem Tempelhofer Feld kommt darüberhinaus
auch im Park-, Kleingärten- und Friedhofsring um die Berliner
Innenstadt eine entscheidende Bedeutung als Bindeglied zu (Abb. 31).
Abb. 31: Das Tempelhofer Feld im Parkring
um die Innenstadt
Gleichzeitig bildet es zusammen mit der Hasenheide
den innerstädtischen Endpunkt einer Freiraumachse von Waßmannsdorf
im Süden über die Buckower Felder, den Britzer Garten
und den Britz-Buckow-Rudow-Grünzug, den Volkspark Mariendorf
und die Kleingartenkolonien an der Gradestraße (Abb. 32).
Eine Bebauung kommt deshalb nicht in Betracht, die Nutzung als
Grün- und Freizeitfläche muß forciert werden.
Abb. 32: Grünzug von Waßmannsdorf
bis Flughafen Tempelhof
Auch an ein Ausweichquartier für die Nutzer
des Grüns im Bereich des Reichstages und des Tiergartens
muß gedacht werden, das bedingt durch die Hauptstadtplanung
nicht mehr in der gewohnten Weise für die Freizeitgestaltung
zur Verfügung stehen wird. Eine Umverteilung auf bestehende
Grünflächen dürfte die Folge sein, der mit einer
Alternative zu begegnen wäre.
4.1.4 Bedeutung des Tempelhofer Feldes für das Stadtklima
Gerade in seiner Eigenschaft als Freifläche
übernimmt es eine besondere Funktion für das Klima der
angrenzenden Bezirke, es wirkt als Kaltluftinsel in den überheizten
Stadtteilen Tempelhof, Kreuzberg und Neukölln und gleicht
somit die Temperaturen aus (Abb. 33).
Im Allgemeinen ist das Stadtgebiet um 0,5 bis
2° C wärmer als die freie Landschaft, bei Hochdruckwetterlagen
sogar um 6-8° C. Am Nachmittag kühlt sich die Stadt
langsamer ab als die freie Landschaft, am Abend ist sie deutlich
wärmer als diese. Von Mittags bis in die frühen Morgenstunden
hinein sind Gebäude und Straßen wesentlich wärmer
als Grünflächen (Abb. 34).
51
Abb. 34: Temperaturausgänge von
Baumaterialien und Grünflächen
Die warme Luft in der Stadt steigt auf, die
kühlere Luft aus der freien Landschaft fließt nach
und kühlt die Stadt ab.
52
Kaltluft entsteht in erster Linie
auf Flächen und Hängen mit niedriger Vegetationsdecke
(Rasen und Wiese).
53
Von der nächtlichen Kaltluftentstehung
profitieren aber nicht nur der Süden Berlins und Neukölln,
sondern großräumig vor allem das innerstädtische
Bioklima. Grünzüge mit niedriger Vegetationsdecke sind
als Ventilationsbahnen besonders für die Frischluftversorgung
der Stadt geeignet.
54
So sorgt die Freifläche des Tempelhofer
Feldes darüberhinaus für die Luftzirkulation, die für
die Versorgung der Bezirke mit Frischluft notwendig ist.
55
Eine
verlangsamte nächtliche Abkühlung hat negative Auswirkungen
auf die Gesundheit und das körperliche Wohlbefinden (Schlafstörungen,
Herz- und Kreislaufbeschwerden, Herzversagen).
56
Auch für die Verdünnung gasförmiger
Luftverunreinigungen (Immissionen) ist eine Freifläche notwendig,
da Temperaturdifferenzen zwischen grünen Freiräumen
und bebauten Flächen Luftkreisläufe hervorrufen, die
zum Luftaustausch und damit zur Verdünnung von Immissionskonzentrationen
in Städten führen.
57
Rasen- und Wiesenflächen bieten besondere
Vorteile bei der Klimaverbesserung, beim Immissionsschutz und
der Luftbewegung. Nachts und abends sind diese Flächen bedeutend
kühler als bebaute Flächen infolge wesentlich schnellerer
Abkühlung. Sie stellen keine Behinderung der Luftbewegung
dar. Als Immissionsschutz sind sie insofern wichtig, als sie Staub
festhalten, der sich abgesetzt hat, so daß er nicht mehr
aufgewirbelt werden kann.
Wälder haben im Vergleich zu Niedrigvegetationsflächen
(Rasen, Wiese) eine wesentlich geringere temperaturerniedrigende
Wirkung, da Luftbewegungen, die zu einem Temperaturausgleich führen
könnten, vorwiegend im Kronenbereich stattfinden, der tagsüber
der wärmste Bereich des Bestandsprofiles ist (Abb. 35).
58
An
der Bewuchsdichte des Tempelhofer Feldes darf sich deshalb nichts
ändern.
Abb. 35: Temperaturprofil in einem Eichenbestand
vor und nach dem Laubausbruch, mittags
Das Tempelhofer Feld bildet zusammen mit dem
Britz-Buckow-Rudow-Grünzug einen Grünkeil, der zwischen
bebautem Stadtraum und freier Umgebung eine Verbindung herstellt
und so als Ventilationsbahn den Luftaustausch und den Temperaturausgleich
unterstützt.
59
Dieser Grünkeil trägt auch zur Erhöhung
der relativen und absoluten Luftfeuchtigkeit bei.
60
Da er kühler
ist als die bebaute Umgebung, wirkt er als Leitlinie für
Kaltluftströme und setzt selbst kleinräumige Luftkreisläufe
in Gang, was ebenfalls zu einer erhöhten Luftzirkulation
führt.
61
Desweiteren sorgt er für Immissionsschutz durch
Staubminderung, da in Grünzügen der Staubniederschlag
wesentlich geringer ist als in baumlosen Straßen und bebauten
Gebieten. Auch als Leitlinie für Kaltluft sorgt er gegenüber
anderen Ventilationsbahnen wie bspw. Straßen dafür,
daß relativ saubere Luft in die Stadtgebiete transportiert
wird und nicht Luft, die durch Abgase verunreinigt ist.
62
4.1.5 Die städtebauliche Dominanz des Flughafens
Der Flughafen beherrscht den Städtebau
der Umgebung. Am auffälligsten an der Gestalt des Flugfeldes
und des Flughafengebäudes ist der ovale Verlauf der alten
Rollweganlage mit den drei Startköpfen, der am Kopf des 1.200
Meter langen Riegels mit den Flugzeughallen und dem überdachten
Flugsteig aufgenommen wird. Der ovale Verlauf des alten Flughafens
hängt somit direkt mit der Gestalt des Flughafengebäudes
von Ernst Sagebiel zusammen. Um das ovale Flugfeld zu fassen und
die Form auch vom Park aus erfahrbar zu machen, werden die Positionen
der Startköpfe mit Gebäuden besetzt, die die neuen Nutzungen
beinhalten.
Die gesamte Flughafenanlage, das Gebäude
und der Raum, sollen in ihrer Unverwechselbarkeit erhalten bleiben
und deren historische Bedeutung veranschaulicht und reflektiert
werden. Die wesentlichen Merkmale der Flugfeldstruktur sollen
in Verbindung mit den Gebäuden erhalten bleiben. Die geschichtliche
Bedeutung der Anlage stellt Verpflichtung und Herausforderung
zugleich dar.
4.1.6 Flugnutzung
Wie schon in der Pionierzeit des Fliegens soll
auch in Zukunft auf dem Tempelhofer Feld Fliegen in Forschung
und Praxis wieder eine Rolle spielen.
Im Bereich der Luftfahrt werden heute neue
Möglichkeiten erforscht und innovative Techniken gesucht,
auf eine umweltverträgliche, energie- und kostensparende
Art und Weise Flugverkehr zu betreiben. Diesem Forschungszweig
Raum auf dem Tempelhofer Feld zu geben, ist schon wegen dessen
historischer Beziehung zum Fliegen sinnvoll und wünschenswert.
Vor allem die Entwicklung von innovativer Flugtechnik und die
Erforschung neuer Möglichkeiten hier anzusiedeln, macht angesichts
der Tatsache Sinn, daß das Tempelhofer Feld Ende des 19.
Jahrhunderts in den Anfängen der Fliegerei als Start- und
Landefläche und als Schauplatz für Flüge überhaupt
eine bedeutende Rolle spielte und von Anfang an in die Geschichte
der Luftfahrt involviert war. Darüberhinaus finden sich in
den vorhandenen Landebahnen, der großen Freifläche
sowie der flugtechnischen Infrastruktur ideale Voraussetzungen
zur Erprobung neuer Flugkörper.
Ebenfalls an den innovativen Charakter des
Tempelhofer Feldes knüpft die Nutzung als Zeppelinflughafen
an. Auch wenn diese Art Luftschiff vielen als veraltete Technik
anmutet, so gehört ihm doch die Zukunft in der Luftfahrt.
In diesem Bereich wird aufs Intensivste geforscht und gebaut.
4.2 Das städtbauliche Konzept
Auf dem Tempelhofer Feld entstehen ein Zeppelinflughafen,
ein Park, ein Zentrum für innovative Flugforschung, eine
Schule für Fallschirmspringer und Hängegleiter sowie
eine Freiluftbühne.
Entwurfsabsicht war, im Blick auf die geschichtliche
Bedeutung des Tempelhofer Feldes (Agrarland, Freizeitstätte,
Flugaktivitäten im Freizeitbereich, Flughafen, Blockade,
Tor zum Westen) eine entsprechende städtebauliche Neuordnung
und ein neues Nutzungskonzept zu entwickeln. Diese sollten einerseits
der historischen, architektonischen und klimatisch-ökologischen
Besonderheit des Ortes Rechnung tragen, auf der anderen Seite
aber den Anforderungen und Bedürfnissen einer angesichts
fortschreitender Umweltzerstörung zwischen Technik und Natur
um Ausgleich bemühten Gesellschaft gerecht werden. Dazu trägt
die Widmung der Fläche als Ort für Fliegen und Freizeit
bei, in denen sich die traditionellen Nutzungen des Tempelhofer
Feldes wiederfinden.
Die vorhandene Flughafenanlage nach den Entwürfen
Ernst Sagebiels von 1934 soll in ihren Strukturen ablesbar bleiben
(Abb. 36 und 37).
Abb. 36: Zentralflughafen Tempelhof
und alter Flughafen Tempelhof
Abb. 37: Zentralflughafen Tempelhof,
Flughafengebäude
Dazu gehören das Flughafengebäude,
das ovale Flugfeld, die Startköpfe sowie die Landebahnen.
Der ovalen Form der gesamten Flughafenanlage kommt städtebaulich
eine besondere Bedeutung zu. Die Struktur des ovalen, das Rollfeld
umfassenden Rollwegs wird an der oberen Seite vom Flughafengebäude
aufgenommen, indem es mit dem überdachten Flugsteig und den
Flugzeughallen die Stirnseite des Rollfeldes bildet. Ohne das
Oval ist die Intention der Krümmung des Flughafengebäudes
nur noch schwer zu begreifen. Die Fläche des ehemaligen Rollfeldes
bestimmt die Form des zukünftigen Parkes. Die Landebahnen
existieren weiterhin und werden in die Parkanlage integriert.
Hierbei ist die Umsetzung der Bedeutung der drei Startköpfe,
die eine wesentliche Bedeutung für die Nutzung des gesamten
Flugfeldes hatten, ein wichtiger Bestandteil des Städtebaus.
Von den asphaltierten Startköpfen aus begannen die Flugzeuge
den Start über das grasbewachsene Rollfeld. Auf das neue
städtebauliche Konzept transponiert bedeutet das, daß
die Positionen der Startköpfe, die ihrerseits die Form und
Geometrie der Anlage unterstreichen, mit Einrichtungen besetzt
und dadurch in ihrer Qualität betont werden. Diese Einrichtungen
wiederum können das vor ihnen liegende Terrain temporär
nutzen und mit ihren Nutzungen auf die angrenzende Freifläche
ausstrahlen. Durch die Überlagerung von Parkfläche und
anderen Nutzungen entsteht ein gerade für den Parkbesucher
spannendes Schnittfeld, in dem er verschiedene, sonst verborgene
Abläufe beobachten kann.
Die auf die Positionen der Startköpfe
gesetzten Einrichtungen sind das Zentrum für Flugforschung,
die Flugschule und die Freiluftbühne. Sie sind durch einen
der Struktur des Ovals folgenden Weg untereinander und mit dem
Zeppelinflughafen und dem Museum für Luft- und Raumfahrt
verbunden und umschließen den zentralen Park. Hierbei besteht
die Möglichkeit einer Vielzahl von Kontakten und Verknüpfungen
dieser Nutzungen.
Durch diese Vernetzungen können alle Einrichtungen
voneinander profitieren. Es können z.B. vom Luftfahrtmuseum
aus Rundflüge über Berlin angeboten werden und sich
der Zeppelin sowohl als Pionier der Luftfahrtgeschichte wie auch
als High-Tech - Fluggerät unserer Zeit darstellen. Weiter
ist eine Zusammenarbeit zwischen Luftfahrtmuseum und Zentrum für
innovative Luftfahrttechnik denkbar, um dem Museum neben dem Blick
in die Vergangenheit auch einen Blick in die Zukunft zu eröffnen.
Auch der Zeppelinflughafen und das Zentrum für innovative
Luftfahrttechnik werden voneinander profitieren. Und die Schule
für Fallschirmsport und Hängegleiterflug hat mit den
Zeppelinen das denkbar günstigste Absetzfluggerät und
kann die neuesten Flugsportgeräte, die im Zentrum für
innovative Luftfahrttechnik entwickelt werden, ausprobieren.
Mit dem Aufgreifen des historischen Sportbandes
wird die Anlage an ihrer Ostseite gefaßt.
4.2.1 Der Park
Mittelpunkt der Neukonzeption ist der Park.
Auf dessen Längs- und Querachse liegen an den Endpunkten
die vier Bauten. Sie fassen die Form des Parkes und begrenzen
ihn. Im Nordwesten befinden sich im alten Flughafengebäude
der Zeppelinflughafen sowie das Museum für Luft- und Raumfahrt.
Im Südosten wird der Park von der Freiluftbühne begrenzt,
im Südwesten vom Forschungszentrum für innovative Flugtechnik.
Im Nordosten befindet sich die Schule für Fallschirmspringer
und Hängegleiter. Der Park selbst greift in seiner Form das
alte Flugfeld auf. Er wird von einem Weg umfaßt, der die
einzelnen Gebäude miteinander verbindet.
Der Zentrale Park ist offen gestaltet und überläßt
die Art und Weise seiner konkreten Nutzung als Freizeitgelände
seinen Besuchern, er bietet Raum für Spiele, Sonnenbaden,
Grillen etc. Es entsteht ein großer zusammenhängender
Park an der Schnittstelle der Bezirke Tempelhof, Neukölln
und Kreuzberg. Neben dem großen Bedarf an Grün- und
Erholungsflächen in den angrenzenden Bereichen der Bezirke
von Tempelhof, Kreuzberg und Neukölln hat der Park aufgrund
seiner optimalen Erschließung durch den ÖPNV auch den
Charakter einer übergeordneten Grünfläche mit großem
Einzugsgebiet. So kann das Tempelhofer Feld auch Funktionen des
im Rahmen der Hauptstadtplanung immer eingeschränkter nutzbaren
Tiergartens übernehmen.
Die stadtklimatische Bedeutung des Tempelhofer
Feldes für die angrenzenden Wohngebiete ist kaum zu überschätzen.
Es wirkt als nächtliche Kaltluftinsel in der aufgeheizten
Bebauung von Tempelhof, Kreuzberg und Neukölln.
Das Tempelhofer Feld ist zudem ein entscheidendes
Bindeglied im Parkring um die Innenstadt sowie in Verbindung mit
dem Volkspark "Hasenheide" Endpunkt der Freiraumachse
von hier bis Waßmannsdorf.
Die Grünfläche zeichnet sich durch
einen starken Erlebnischarakter aus. Der Zeppelinflughafen bietet
ein hohes Maß an Unterhaltung ebenso das Forschungszentrum,
das so angelegt ist, daß Einblicke von außen genommen
werden können und den Versuchsflügen auf dem Testgelände
zuzusehen ist. Unter den im Bereich des Flughafens an Ankermasten
vertäuten Zeppelinen kann Schutz gegen die Sonne gesucht
werden. Oder die Besucher des Parkes gehen darunter spazieren.
Die Landebahnen bleiben in ihrer jetzigen Gestalt
als Zeugnisse des ehemaligen Flughafens erhalten, wobei die Nordbahn
in die Parkanlage integriert wird und für Freizeitnutzungen
wie Rollerskates fahren, Inlineskating, Skateboard und Fahrrad
fahren und andere Asphaltsportarten zur Verfügung steht.
Die Südbahn dient als temporär nutzbare Start- und Landebahn
im Sichtflugbetrieb, die sowohl vom Museum für Luft- und
Raumfahrt als auch vom Forschungszentrum für innovative Flugtechnik
genutzt werden kann. Darüberhinaus durchschneiden die beiden
Startbahnen das Oval der Parkfläche und schaffen mit der
entstehenden Achse eine Verbindung zwischen Tempelhof und Neukölln.
Dies soll auch die einzige vorgegebene Durchwegung durch den Park
sein.
Obwohl das Tempelhofer Feld und der Volkspark
"Hasenheide" unmittelbar aneinandergrenzen, sind sie
nicht miteinander verbunden. Deshalb werden die am Columbiadamm
auf der Seite der Hasenheide liegenden Sporteinrichtungen in das
neu geschaffene, östlich zum Park verlaufende Sportband verlegt,
wodurch beide Grünflächen über eine große
Strecke eng miteinander verbunden sind.
4.2.2 Der Zeppelinflughafen
In der heutigen Zeit mit ihrem hohen Bedarf
an Mobilität und gleichzeitigem Verlangen nach geringer Umweltbelastung
und intakter Natur sind wir an einem Punkt angelangt, an dem neue
Konzepte in der Verkehrspolitik gefragt sind.
Es werden nun Verkehrsmittel benötigt,
die mit wenig Energie auskommen, keine negativen Umwelteinwirkungen
verursachen und möglichst wenig Fläche als Verkehrsweg
brauchen. Diese Bedingungen werden von Luftschiffen neuester Bauart
erfüllt. Die technischen Innovationen im Zeppelinbau sowie
die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten machen in Zukunft
eine breite Verwendung von Zeppelinen sinnvoll. Sie sind kostengünstig
im Betrieb, haben keine negativen Umwelteinwirkungen und sind
sichere Reisefahrzeuge. Damit sind sie ein ideales Verkehrsmittel.
Gerade der Kurzstrecken-Flugverkehr in der konventionellen Form
mit Flugzeugen kann auf Dauer aus Gründen des Umweltschutzes
nicht weiter betrieben werden. Ein kompletter Verzicht auf Luftverkehr
ist andererseits ebensowenig möglich, da der Verkehr zu Land
nicht genügend freie Kapazitäten bietet (Staus!). Eine
weitere Asphaltierung der Landschaft kommt aber genausowenig in
Frage.
Luftschiffe bieten die Vorteile von Flugzeugen
ohne deren Nachteile. So können Luftschiffe auch nachts über
Stadtgebiet fliegen, da für sie aufgrund ihrer geringen Lautstärke
kein Nachtflugverbot gilt. Luftschiffe der neuen Generation, wie
z.B. der Zeppelin NT der Zeppelin Luftschifftechnik GmbH aus Friedrichshafen,
erreichen höchste Manövrierfähigkeit aufgrund der
Anordnung zweier Triebwerke seitlich am Rumpf mit Schwenkpropellern
und einer Heckantriebswerkskombination mit vertikal schwenkbarem
Propeller und einem Querfan. Die Heckantriebwerkskombination ist
Voraussetzung für eine exakte Kontrolle der Nick- und Gierachsen.
Die Auswirkung von seitlichen Böen z.B.
beim langsamem Landeanflug werden so stark reduziert, daß
eine zielgenaue, kontrollierte Landung und Bodenverankerung ohne
große Bodencrew möglich ist. Durch diese Technik ist
es dem Zeppelin möglich, zu starten und zu landen wie ein
Hubschrauber.
Darüberhinaus steht hinter dieser Technologie
ein riesiger Markt, der, wenn er erst einmal erschlossen ist,
zu einem wirtschaftlichen Standbein der Region werden kann.
Der Luftschiff-Verkehr eröffnet für
den Großraum Berlin ungeahnte Möglichkeiten:
Vom Zentralen Luftschiffflughafen aus starten:
Weiterhin bietet es sich an, mit einem äußeren
Ring die im näheren Umland um Berlin liegenden kleineren
und größeren Städte zu verbinden (Abb.), da die
meisten Gleisstrecken nur zentral auf Berlin gerichtet sind, eine
Ringverbindung zwischen diesen Orten nicht existiert. Der Einsatz
von Luftschiffen hat den Vorteil, daß keine neuen Schienenstränge
gelegt werden müßten. Eine mögliche Streckenführung
für diesen Ring wäre bspw. von Straußberg, Werneuchen,
Bernau, Oranienburg, Kremmen, Nauen, Werder, Ludwigsfelde, Königs
Wusterhausen, Fürstenwalde, Rüdersdorf nach Straußberg.
Für die Nutzer im täglichen Pendelverkehr vom Stadtrand
ins Zentrum Berlins oder auf dem Ring bringt eine Fahrt mit dem
Luftschiff einen erheblichen Zeitvorteil, da eine schnelle und
nicht wie bei langen S-Bahnfahrten häufig durch Haltestops
unterbrochenen Verbindung eingerichtet ist. Denkt man, wenn es
ums Verkürzen von Fahrtzeiten geht, meist an Fernverkehr,
so ist der Zeitgewinn gerade im täglichen Regionalverkehr
erheblich. Der persönliche Zeitgewinn liegt weitaus höher,
wenn beim täglichen Pendelverkehr eine halbe Stunde eingespart
wird als bei bspw. drei bis vier Fernfahrten pro Jahr jeweils
vier Stunden.
Von hier aus können aber auch Flüge
für Luftmessungen, Luftaufnahmen, Waldzustandsermittlungen,
Wetterbeobachtung sowie Ermittlung und Verfolgung von Umweltsündern
ausgehen.
Der Zeppelinflughafen nutzt die vom Tempelhofer
Flughafen vorhandene Infrastruktur, wie die Abfertigungshalle
und den Flugsteig. Das Ein- und Aussteigen der Passagiere erfolgt
in unmittelbarer Nähe des Flugsteiges. Vor dem Flughafengebäude
im Übergang zum Parkgelände werden Ankermasten aufgestellt,
an denen Luftschiffe "geparkt" werden können. Die
Luftschiffe schweben dann ca. 20 Meter über den Köpfen
der Parkbesucher. Auf diese Weise können sich Luftschiffflughafen
und Park überschneiden, ohne sich gegenseitig zu stören.
4.2.3 Das Museum für Luft- und Raumfahrt und zur Geschichte des Tempelhofer Feldes
In einem Teil des Flughafengebäudes wird
ein Museum eingerichtet, in dem die Geschichte der Luft- und Raumfahrt
sowie des Tempelhofer Feldes dokumentiert wird. Museumsstücke
werden in den Flugzeughallen und auf dem Hallenvorfeld ausgestellt.
Dabei erweist es sich als besonders günstig, daß eine
funktionstüchtige Startbahn vorhanden ist, auf der Museumsflugzeuge
starten und landen können. In Zusammenarbeit mit dem Zentrum
für innovative Flugtechnik ist es zudem möglich, nicht
nur die Vergangenheit der Luft- und Raumfahrt darzustellen, sondern
auch Zukunftsperspektiven und technologische Fortschritte einem
breiten Publikum zu präsentieren. Mit einem Zeppelinrundflug
vom angrenzenden Luftschiffhafen aus können die Museumsbesucher
ein ungewöhnliches Flugerlebnis genießen, das ihnen
den Zeppelin sowohl als historisches Luftvehikel aber auch als
zukunftsträchtiges Verkehrsmittel erfahrbar macht.
4.2.4 Das Forschungszentrum für innovative Flugtechnik
Da in unserer mobilen Gesellschaft der Individualverkehr
immer öfter kollabiert -wenn z.B. in Berlin nur ca. 20% der
vorhandenen Autos unterwegs wären, käme der Verkehr
in der Innenstadt zum Erliegen-, unsere Gesellschaft aber auf
Mobilität angewiesen ist, gilt es, den Luftraum zu erschließen,
um aufwendigen, teuren und umweltschädlichen Neubau von Straßen
bzw. Bahntrassen zu vermeiden. Flugverkehr in der bisherigen Form
ist nicht in der Lage, dies zu leisten. Bedingung für den
Einsatz von Luftverkehrsmitteln im Regionalbereich ist ein Flughafen
in zentraler Lage und eine möglichst geringe Anforderung
an einen Landeplatz bezüglich Fläche und Infrastruktur.
Diese Bedingungen werden von Luftschiffen erfüllt. Das einzige
Problem ist, daß man für den Beweis noch keine Referenzanlage
vorweisen kann. Die Geschichte der Luftschiffe hat jedoch gezeigt,
zu welchen Leistungen Zeppeline gerade im Verkehrsbereich fähig
sind, man denke nur an die Transatlantik-Fahrten. Die Kosten für
Luftschiffe sind aufgrund der geringen Stückzahlen noch recht
hoch, was sich jedoch bei einem regulären Einsatz als Verkehrsmittel
ausgleichen läßt. Nach heutigem Stand kostet eine Flugstunde
mit dem Luftschiff ungefähr 4.000 DM, genausoviel wie die
Flugstunde für ein Flugzeug mit gleicher Passagierzahl, mit
dem Unterschied, daß ein Flugzeug viermal schneller fliegt
als ein Luftschiff. Der niedrige Energieverbrauch und das umweltfreundliche
Verhalten von Luftschiffen fällt wegen der aus politischen
Gründen niedriggehaltenen Kosten für Flugbenzin und
der bisher stillschweigend in Kauf genommenen Umweltbelastung
durch Flugzeuge bisher noch nicht ins Gewicht, die Vorteile von
Zeppelinen und die Nachteile von Flugzeugen werden aus lobbyistischen
Gründen auf der politischen Ebene nicht zur Kenntnis genommen.
Dies wird sich aber schlagartig ändern, wenn die Möglichkeiten
von Luftschiffen genauso intensiv erforscht werden wie das bisher
bei Flugzeugen der Fall gewesen ist. Deshalb ist es notwendig,
gerade auch in Verbindung mit einem Luftschiffflughafen, in dieser
Richtung Forschung zu betreiben. Schwerpunkt der Forschung im
Zentrum für innovative Flugforschung sind:
Dabei erweist es sich als besonders günstig,
daß eine funktionstüchtige Startbahn vorhanden ist,
auf der z.B. Flugzeugmodelle oder Prototypen starten und landen
können.
Die folgenden Abbildungen (38 - 44) zeigen
Beispiele gegenwärtiger Forschungsprojekte:
4.2.5 Die Schule für Fallschirmspringer und Hängegleiter
Fallschirmspringer und Hängegleiter sind
für die Ausübung ihres Sports an Flughäfen gebunden.
In diesem Fall ist es besonders günstig, da es sich beim
Zeppelinflughafen Tempelhof um einen innerstädtischen Flughafen
handelt und deshalb die sonst üblichen Anfahrtswege vor die
Stadt wegfallen. Hier kann die Grundausbildung in der Stadt absolviert
werden, was diesen Sport einer größeren Anzahl von
Menschen zugänglich macht. Auch sind Zeppeline am denkbar
besten als Absetzgeräte für Fallschirmspringer geeignet.
Der Zeppelin kann statisch an einer Stelle verharren, was gerade
bei Formationssprüngen wichtig ist, damit die einzelnen Springer
möglichst schnell zusammenfinden. Aufgrund seiner Fähigkeit,
senkrecht aufsteigen zu können, gelingt es dem Zeppelin,
schnell die benötigten Höhen zu erreichen. Für
die Simulation des Freien Falls zu Trainingszwecken beim Fallschirmsprung
ist ein Gebläseturm vorgesehen (Abb. 45). Hier können
bis zu drei Personen gleichzeitig im Luftstrom schweben. Der Gebläseturm
läßt sich aber auch von Leuten nutzen, die nicht den
Freien Fall üben möchten, sondern an dem Fluggefühl
Spaß haben wollen.
Abb. 45: Gebläseturm zum Üben
des Freien Falls
Für Hängegleiter ist an diesem Standort
die Möglichkeit zur Grundausbildung und zum Training vorgesehen.
Hängegleiten ist ein typischer Gebirgssport. Das bedeutet
für diejenigen, die nicht in der unmittelbaren Nähe
eines geeigneten Sportgebietes wohnen, lange Anfahrtszeiten mit
befristeter Dauer des Aufenthaltes. Deshalb ist es sinnvoll, die
Grundausbildung bzw. ein Training von Starts und Landungen noch
vor dem Antritt des eigentlichen Urlaubs zu absolvieren, damit
im Gebirge nicht unnötige Zeit zum Erlernen und Üben
des Sportes verlorengeht.
4.2.6 Die Freiluftbühne
Die Freiluftbühne liegt dem Flughafengebäude
gegenüber und besetzt die Position des Startkopfes am südöstlichen
Ende des Ovals. Sie hat die Form eines Amphitheaters, das je nach
Veranstaltung über ein Platzangebot für 2.400 bis 3.000
Zuschauern verfügt. Hier können Theater- und Opernaufführungen,
Klassik- und Rockkonzerte, Filmvorführungen oder Zirkusgastspiele
stattfinden. Die Bühne ist zweiseitig bespielbar. Für
Großveranstaltungen kann deshalb die Parkfläche als
Zuschauerraum verwendet werden.
6.2.7 Modellfotos
6.2.8 Lageplan
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